Berlin. Die Zahlen sind immer noch gewaltig: In den vergangenen vier Wochen wurden weltweit 2,6 Millionen neue Corona-Infektionen und 17.000 Todesfälle registriert. Besonders betroffen ist Südost-Asien und der westliche Pazifik-Raum, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrem jüngsten Corona-Update meldet. In Europa hingegen ist der Trend rückläufig, auch für Deutschland zeigt der Wochenvergleich: Die Gefahr der Pandemie ist weitgehend gebannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt hierzulande aktuell bei 4,3. Täglich kommen zwar einige Hundert Neuinfektionen hinzu. Aber von einer generellen Belastung des Gesundheitssystems ist keine Rede mehr.
Die natürliche Fortentwicklung des Virus ist damit allerdings nicht gestoppt. Kürzlich hat die WHO die Corona-Variante XBB.2.3 unter besondere Beobachtung gestellt. Acrux nennen Wissenschaftler die Variante auch, benannt nach einem Sternbild im Kreuz des Südens. Sie soll das Potenzial haben, die derzeit noch ansteckendste Variante Arcturus abzuösen, die zur gleichen Linie gehört. Die XBB-Familie besteht aus mehreren Unterarten, die allesamt ansteckender sind als die lange dominierenden Omikron-Untervarianten BA.5 und BA.2.
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Der indische Experte Vipin Vashishta, Kinderarzt und Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe, twitterte bereits vor einigen Tagen, Acrux müsse als Anwärter auf die Entthronung von Arcturus bewertet werden. Die neue Variante verbreite sich innerhalb der XBB-Familie am schnellsten.
Die WHO zeigt sich in ihrem Wochenbericht hingegen wenig beeindruckt: Eine epidemiologische Studie, die in Singapur unter knapp 3800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt wurde, zeige, dass Infektionen mit der XBB-Linie nicht grundsätzlich schwerer verlaufen würden. Auch die Zahl der Hospitalisierungen habe sich nicht erhöht.
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Corona: RKI meldet deutlichen Ausschlag bei Frühwarnsystem
Und was bedeutet das Aufkommen der Acrux-Variante für Deutschland? In den Berichten des Robert Koch-Instituts (RKI) spielt die Variante derzeit keine Rolle. Im aktuellen RKI-Pandemieradar weisen alle Indikatoren nach unten – was allerdings auch damit zusammenhängen dürfte, dass kaum noch Corona-Tests durchgeführt und registriert werden.
Einen deutlichen Anstieg verzeichnet derzeit dagegen die Viruslast im Abwasser. In der Vergangenheit hatten diese Analysen sich als zuverlässiges Frühwarnsystem erwiesen. Denn im Stuhlgang infizierter Menschen ist die RNA von SARS-CoV-2 ebenfalls zu finden, egal ob die Person Symptome zeigt oder nicht. Durch die Ausscheidungen landet sie im Abwasser. Das RKI meldet nun, dass im Vergleich zur Vorwoche ein deutliches Wachstum von 13,4 Prozent zu erkennen. In Bezug auf die Pandemie gilt also weiterhin: wachsam bleiben. (bee)
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