Berlin. Schauspieler Michael J. Fox erzählt, warum er trotz Parkinson voller Energie ist – und welchen verrückten Plan er als Teenager hatte.

Mit den "Zurück in die Zukunft"-Filmen wurde Michael J. Fox zu einer Ikone der Popkultur. Aber im Lauf seines Lebens kam eine Erfahrung hinzu, die sein Leben und die Sicht auf seine Film- und Fernseherfolge – auch in Serien wie "Familienbande" – grundlegend veränderte. Seit 1991 leidet der inzwischen 61-Jährige an der Parkinson-Krankheit. Aber er lässt sich nicht davon unterkriegen, arbeitete noch bis vor wenigen Jahren als Schauspieler.

Nachdem Letzteres nicht mehr möglich ist, gibt er in der Dokumentation "Still: A Michael J. Fox Movie" (ab 12. Mai auf Apple TV+) Einblicke in sein Leben. Aus diesem Anlass stellt er sich auch einem Pressegespräch, das er gut gelaunt und immer wieder lachend absolviert, selbst wenn seine Bewegungseinschränkungen unverkennbar sind.

Wie man an Ihrer Dokumentation und jetzt auch hier im Interview sieht, haben Sie trotz Ihrer Parkinson-Erkrankung nicht den Sinn für Humor verloren. Wie schafft man das?

Michael J. Fox: Es ist immer einfach, sich aufs Negative zu fokussieren. Aber das bringt ja nicht viel. Man muss sich halt ein bisschen anstrengen, um das Amüsante an der ganzen Sache zu entdecken. Das bedeutet nicht, dass ich mich über diese Krankheit lustig mache. Aber es gibt nun eben auch komische Aspekte bei meinem Zustand. Und wenn ich die teile, dann verbindet mich das mit anderen Menschen. Das ist ja überhaupt ein Grund dafür, weshalb ich Comedian geworden bin. Es gibt nichts Schöneres, als gemeinsam mit anderen zu lachen.

Wobei manche Aufnahmen, etwa wenn man sieht, wie Sie stürzen, recht beklemmend wirken.

Fox: Natürlich habe ich da auch geschluckt, als ich die Bilder gesehen habe. Das war schon erschreckend. Es ist ja etwas anderes, wenn man sich selbst im Film anschaut, als wenn man das direkt erlebt. Aber ich wollte dem Kamerateam keine Schranken auferlegen. Die konnten alles filmen, was sie wollten. Es ging schließlich um die Wahrheit. Das ändert aber nichts daran, dass man auch das Augenmerk auf die lustigen Seiten richten sollte. Denn die gibt es eben auch. Und das alles zu sehen, hatte etwas Befreiendes.

Es ist indes auch deutlich zu erkennen, dass die Krankheit bei Ihnen fortgeschritten ist. Hatten Sie keine Bedenken, sich jetzt noch auf eine Dokumentation einzulassen?

Fox: Der Film zeigt ja nicht nur mein Leben mit der Krankheit, sondern auch meine jüngeren Jahre. Und schon als kleines Kind war bei mir eines klar zu erkennen: meine Riesenenergie. Niemand und nichts konnte mich bändigen. Diese Power habe ich im Prinzip mein ganzes Leben lang behalten, selbst wenn sie nicht mehr genauso stark wie früher ist.

Auf jeden Fall hat sich nichts an meinem Bedürfnis geändert, sie auf kreativem Wege hinauszulassen. Ich will mich ausdrücken. Die Schauspielerei funktioniert bekanntermaßen nicht mehr für mich. Aber dafür habe ich eben andere Wege gefunden, meine Geschichten zu erzählen – die Dokumentation ist einer davon. Und indem ich meine Geschichten teile, spüre ich wiederum die Verbundenheit mit ganz vielen Menschen.

Aber was gibt Ihnen die Kraft, das alles mit so positiver Haltung durchzustehen, abgesehen von Ihrem inneren Motor?

Fox: Das ist ganz einfach zu beantworten: meine Familie. Dank ihr treten die ganzen Schwierigkeiten für mich in den Hintergrund. Ich weiß, dass ich 100 Prozent auf sie zählen kann. Sie nehmen aber keine falsche Rücksicht auf mich. Sie gehen offen und ehrlich mit mir um – auch weil ich ihnen über meinen Zustand nie etwas vorgemacht habe.

Meine Frau liest mir schon mal die Leviten, wenn ich mal etwas vergesse. Sie machen sich auch mal über mich lustig, wenn ich mit irgendwelcher Technik nicht zurechtkomme. Auf diese Weise halten sie mich auf dem Boden der Tatsachen. Und das zählt viel mehr als meine filmischen Erfolge. Denn das ist das wahre Leben.

Der Schauspieler Michael J. Fox bei einer Veranstaltung seiner Stiftung im April in Nashville (USA). (Symbolbild)
Der Schauspieler Michael J. Fox bei einer Veranstaltung seiner Stiftung im April in Nashville (USA). (Symbolbild) © George Walker IV/AP/dpa

Doch Sie wissen schon noch Ihre legendären Rollen wie etwa in "Zurück in die Zukunft" zu schätzen?

Fox: Natürlich. Ich würde lügen, wenn ich verneinen würde, dass die mein Leben von Grund verändert haben. Aber wenn ich an meine Filme zurückdenke, dann sind es immer die Menschen, mit denen ich dabei zu tun hatte – Kollegen, die später berühmt wurden, große Theatermimen. Die Schauspielerei, das war einfach mein Job. Und den hätte ich nie machen können, wenn mich nicht ein Mensch entscheidend unterstützt hätte – und zwar mein Vater. Er war derjenige, von dem meine ganze Karriere abhing.

Inwiefern?

Fox: Als Teenager hatte ich den wahnsinnigen Plan, die Schule abzubrechen und von Kanada nach Beverly Hills zu ziehen, weil ich da meine Schauspielkarriere vorantreiben wollte. Aber ohne die Einwilligung meines Vaters hätte ich nichts machen können. Normalerweise war er nicht der Typ für solche aberwitzigen Pläne, aber in dem Fall sagte er: "Okay, ich bringe dich dahin."

Er starb ein paar Jahre, nachdem ich die "Zurück in die Zukunft"-Filme gedreht hatte, und ich bin so froh, dass er das noch miterlebt hat. Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, um an einen Punkt meines Lebens zurückzureisen, dann wäre es dieses Gespräch mit ihm, als er sagte: "Versuchen wir’s."