Glasgow. Papageien sind soziale Tiere, werden aber oft einzeln gehalten. Eine Studie zeigt: Video-Telefonate könnten den einsamen Tieren helfen.

Ein Papagei telefoniert mit einem Artgenossen. Was nach dem Beginn eines schlechten Witzes klingt, ist in Großbritannien nun Realität. Dort, genauer gesagt an der University of Glasgow, wurde einigen Papageien in einer Studie die Möglichkeit gegeben, sich per Video-Telefonat mit Artgenossen zu unterhalten. Und das hat durchaus einen ernsten Hintergrund.

Denn in freier Wildbahn leben Papageien in großen Schwärmen. Sie sind äußerst soziale Tiere und kommunizieren auf verschiedene Arten mit ihren Artgenossen. Als Haustiere werden sie aber oft allein oder in einer kleinen Gruppe gehalten. Das tut den Tieren nicht gut: Sie vereinsamen und verlieren dadurch ihr arttypisches Sozialverhalten. Genau bei diesem Problem setzt die Studie an. Lesen Sie auch: Papageien beleidigen Zoo-Besucher – das hat Folgen

Videotelefonie: Papageien lernen neue Art der Kommunikation

"In den USA leben 20 Millionen Papageien in den Haushalten der Menschen, und wir wollten herausfinden, ob diese Vögel auch von Videogesprächen profitieren könnten" zitiert die britische BBC Ilyena Hirskyj-Douglas, eine der Autorinnen der Studie. Und tatsächlich scheinen sich die bunten Vögel schnell mit der neuen Art der Kommunikation angefreundet zu haben. Und nicht nur das: In den Experimenten riefen sie sich sogar gezielt gegenseitig an. Auch interessant: Darum könnten sich bald Affen im Weltraum paaren

Zu Beginn der Studie wurde den Papageien zunächst beigebracht, dass sie durch das Läuten einer Glocke und das Berühren des Fotos eines Artgenossen auf dem Bildschirm einen Videoanruf starten konnten. Sobald ihr gegenüber zu sehen war, begannen die Vögel mit Begrüßungsrufen, um sich gegenseitig kennenzulernen. Die Tiere müssen also erkannt haben, dass es sich um ein anderes Individuum handelt.

In einer Studie in Großbritannien wurde Papageien die Möglichkeit geboten, per Video-Telefonat mit Artgenossen zu kommunizieren.
In einer Studie in Großbritannien wurde Papageien die Möglichkeit geboten, per Video-Telefonat mit Artgenossen zu kommunizieren. © Matt Modoono/Northeastern University

Nach zwei Wochen hätten die Vögel schließlich begonnen, sich von selbst aus anzurufen, berichtet die BBC. Dabei zeigte sich, dass die Papageien, die selbst am meisten Anrufe tätigten, auch am häufigsten angerufen wurden. Zudem fand das Forscherteam heraus, dass die Papageien nach den Videoanrufen mehr soziale Verhaltensweisen wie Singen oder Spielen zeigten. Die Gespräche könnten also tatsächlich helfen, dass einzeln gehaltene Papageien in Zukunft "digitale" Freunde finden und weniger einsam sind. Auch interessant: Invasive Arten richten in Deutschland Milliarden-Schaden an

(fmg)