Barcelona. Die anhaltende Dürre in Spanien zwingt die Menschen zum Wassersparen. In manchen Orten kommt zeitweise nichts mehr aus den Leitungen.

Die anhaltende Trockenheit im Norden Spaniens wird immer schlimmer. Seit rund zwei Jahren verzeichnet etwa Katalonien viel zu wenig Niederschlag – die Menschen vor Ort sind verzweifelt. Der Klimawandel hat die Region erreicht und sorgt für die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Interaktive Karte: Klima-Atlas – So trifft der Klimawandel ihre Gegend

Besonders deutlich zeigt sich das im Ort L'Espluga de Francolí, in dem rund 3.700 Menschen leben. Von zehn Uhr abends bis sieben Uhr morgens kommt dort kein Tropfen Wasser mehr aus dem Hahn. Der Grund: Die kleine katalanische Gemeinde hat es rationiert. „Wir füllen uns Wasser in Flaschen ab, damit wir uns morgens das Gesicht waschen und die Zähne putzen können“, erzählt María González, eine 24-jährige Pflegehelferin, die in dem Dorf lebt. „Abends duschen wir entweder bei der Arbeit oder im Fitnessstudio.“

Trockenheit in Spanien: Wasser ist schon lange ein knappes Gut

Schon lange ist Wasser in L'Espluga de Francolí ein knappes Gut. Doch die aktuelle Trockenheit hat die Situation dramatisch verschärft. Dreimal pro Woche kommt nun ein Tankwagen, um die Wasservorräte des rund hundert Kilometer westlich von Barcelona gelegenen Orts aufzufüllen. „Der Klimawandel hat sich in den vergangenen zwei oder drei Jahren sehr schnell bemerkbar gemacht“, sagt Xavier Rosell, der für Umweltfragen zuständige Gemeinderat. Auch interessant: Wassermangel am Gardasee – Experte erkennt Alarmzeichen

Eindrucksvoll zeigt sich die Dürre auch am Stausee Sau, rund zwei Stunden nordöstlich von L'Espluga de Francolí. Die Wasserreserve versorgt die Großstadt Barcelona – und ist gerade noch zu rund sieben Prozent gefüllt. Früher, als der See noch voller Wasser war, schaute nur die Spitze des Glockenturms der Kirche Sant Romà aus dem Wasser. Das Gebäude versank nach dem Bau der Talsperre vor 60 Jahren in den Fluten. Doch das war einmal: Jetzt ist die ganze Kirche, die aus dem Mittelalter stammt, wieder komplett aufgetaucht.

Im Stausee Sau in Katalonien (Spanien) ist das Wasser so weit zurückgegangen, dass eine eigentlich geflutete Kirche wieder sichtbar wurde.
Im Stausee Sau in Katalonien (Spanien) ist das Wasser so weit zurückgegangen, dass eine eigentlich geflutete Kirche wieder sichtbar wurde. © Emilio Morenatti/AP

Spanien: Wasserreservoirs in Katalonien nur noch zu 26 Prozent gefüllt

Dramatisch ist die Lage auch andernorts: Im Schnitt sind die Wasserreservoirs der Region nur noch zu 26 Prozent gefüllt. Der katalanische Regierungschef Pere Aragonès spricht von einer der „schlimmsten Dürreperioden seit 50 Jahren“. Besonders stark betroffen ist die Provinz Barcelona. Vielerorts dürfen Gärten nicht mehr bewässert werden, und auch Industrie und Landwirtschaft müssen den Wasserverbrauch einschränken. Lesen Sie auch: Dürre Urlaubsaussichten – Was Urlauber in Spanien erwartet

Es ist nicht die erste Trockenheit, mit der Nordspanien zu kämpfen hat. Zwischen 2004 und 2008 war das Wasser in der Region schon einmal knapp. Doch das Ausmaß der Naturgewalt hat sich verändert. „Die durch den Klimawandel verursachten Dürren werden immer schlimmer“, sagt Narcís Prat, emeritierter Professor für Ökologie der Universität Barcelona. Durch die höheren Temperaturen verdunste mehr Wasser.

Dürre in Spanien – Experte: "Situation ist besorgniserregend"

In Katalonien und auch in Andalusien im Süden des Landes ist die Trockenheit extrem, doch ganz Spanien leidet unter Wassermangel. Seit Oktober meldet der staatliche Wetterdienst 21 Prozent weniger Regen als sonst in diesem Zeitraum. „Die Situation in der Mittelmeerregion ist besorgniserregend“, sagt Experte Prat. Nach seinen Worten braucht es deshalb „andere Formen des Wassermanagements“, sagt Prat. Statt sich auf vom Regen gespeiste Reservoirs zu verlassen, müsse auch Wasser aus Entsalzungsanlagen gewonnen oder Abwasser für die Bewässerung aufbereitet werden.

In Katalonien hat man das verstanden und setzt bereits auf die anderen Quellen: Seit einigen Monaten investiert die Region verstärkt auf entsalztes Meerwasser und aufbereitete Wasser aus Kläranlagen, das vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann. Mehr zum Thema: Mallorca, Gardasee, Alpen – Dürre bedroht Urlaubsparadiese

(nfz/afp)