München. Drei Männer kassierten von 60 Opfern insgesamt eine Million Euro
Ingrid kann selbst nicht glauben, was ihr da passiert ist. „Es ist natürlich alles total peinlich.“ Knapp zwei Jahre, nachdem sie im Internet einen Mann kennengelernt hat, sitzt die Rentnerin aus Berlin in einem Gerichtssaal des Landgerichts München I und muss manchmal fast lachen über sich selbst. „Ich habe mich einwickeln lassen“, sagt sie. Und dass sie die Online-Gespräche mit Thomas Fischer genossen, ihm vieles erzählt hat. „Ich dachte, bei ihm war es auch so.“ Heute weiß die 70-Jährige: Ihren Thomas Fischer hat es nie gegeben. Sie ist hereingefallen auf ein von Betrügern angelegtes Fake-Profil in einer Partnerbörse und hat dabei nicht nur ihren Glauben an die Liebe im Netz verloren, sondern auch viel Geld.
Zwei Monate lang schreiben Ingrid und Thomas Fischer Nachrichten hin und her – dann fragt er zum ersten Mal nach Geld. Er stecke in China fest und müsse Zollgebühren zahlen. Ingrid überweist erst 5000 Euro, dann 10.000 – zum Schluss sind es 35.000. „Ich habe keine Erklärung dafür. Fakt ist: Es ist meine Schuld.“
Hinter dem Profil von Thomas Fischer steckten Betrüger, die Ingrid und andere allzu arglose Opfer mit dieser Masche um viel Geld gebracht haben – insgesamt um eine Million Euro. Drei von ihnen – ein Deutscher, ein Nigerianer und ein Ghanaer – sind deshalb am Donnerstag zu Haftstrafen zwischen zweieinhalb Jahren und drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Insgesamt 270.000 Euro müssen sie laut Urteil als Entschädigung an die Opfer zahlen.
Ihre Masche hat einen Namen: „Love Scamming“. Vor allem ältere Internetnutzer fallen immer wieder darauf herein. 60 Geschädigte haben die Ermittler allein in dem Verfahren in München ermittelt, 18 Fälle – auch aus den USA, Großbritannien, Schweden, der Schweiz und Österreich – kamen zur Anklage. Darunter ist auch der Fall eines Herrn aus Stuttgart, der nach eigenen Angaben um die 150.000 Euro an eine Frau aus Ghana überwies, die es nicht gab. Sie hatte ihm erzählt, sie müsse heiraten, damit ihr eine Erbschaft ausgezahlt wird – und sie brauche bis dahin Geld. Der Mann, seit fünf Jahren Witwer, wollte helfen.
dpa