Berlin. Ermittler gehen bei gewaltsamem Tod eines Kriminellen von einem Clan-Streit aus

    Weitere Eskalation im Streit krimineller Mitglieder kurdisch-arabischer Großfamilien: Auf offener Straße ist in Berlin-Neukölln am Sonntagabend mehrfach auf einen 36-Jährigen geschossen worden. Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ handelt es sich bei dem Opfer um einen der bekanntesten Intensivtäter der Hauptstadt. Der Mann wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Dort starb er wenig später. Das Tatmotiv war noch unklar – zu hören waren aber Spekulationen über Rivalitäten konkurrierender Familien und persönliche Rache.

    Experten fürchten Racheaktionen

    Nach der Tat nahe dem Tempelhofer Feld seien mehrere Menschen mit einem Auto geflüchtet. Ein Handy-Video zeigt die dramatischen Szenen, die sich am Tatort abspielten: Menschen, auch Kinder, irren umher, ein Mann beklagt, dass die Polizei nicht eintreffe. Auch vor der Klinik kam es zu Tumulten. Vor dem Gebäude hatten sich rund 150 Menschen versammelt – mutmaßlich Angehörige und Bekannte des Opfers. Die Beamten sprachen von einer „angespannten Lage“. Mit einem Großaufgebot bewachte sie das Gebäude in Steglitz. Das Krankenhaus wurde aber nicht beschädigt. Experten fürchten Racheaktionen.

    Berlin habe „exzellente Szenekenntnisse“, doch Gewaltexzesse ließen sich nicht immer verhindern, sagte der Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt, Sebastian Laudan, am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. In dem Fall stünden die Ermittlungen erst am Anfang. „Wir müssen Licht ins Dunkel bringen.“

    Von der Polizei hieß es zur Identität des Opfers nur, der Mann sei im Libanon geboren. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass vier Menschen auf den 36-Jährigen zukamen, dann fielen acht Schüsse. Die Obduktion habe ergeben, dass das Opfer innerlich verblutete. Vier Schüsse hatten innere Organe verletzt.

    Zwischenzeitlich hätten die Ermittler einen Mann unter Verdacht gehabt, dieser habe sich aber nicht erhärtet, so der Sprecher. Jetzt werden laut Staatsanwaltschaft auch Bilder vom Geschehen unmittelbar vor den Schüssen ausgewertet.

    Eine heiße Spur zum Täter gibt es noch nicht. Die kurz nach der Tat zunächst getwitterte Information, es sei ein Verdächtiger festgenommen worden, war laut Polizei falsch.