Washington. Action, Frauen, Bärenfell: Kinolegende Burt Reynolds stirbt mit 82 Jahren an Herzinfarkt

    Hollywood-Star Burt Reynolds ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 82 Jahren, wie sein Manager dem Internetportal „Hollywood Reporter“ bestätigte. Reynolds wurde durch Filme wie „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ und „Auf dem Highway ist die Hölle los“ bekannt. In der bekannten Western-Serie „Rauchende Colts“ übernahm Reynolds in den 60er Jahren die Rolle von Hufschmied Quint Asper. Zu seinen Markenzeichen gehörte lange Zeit sein dunkler Schnauzbart – und ein spitzbübisches Lachen.

    Reynolds, der seit 1961 rund 120 Filme gedreht hatte und in 40 TV-Serien auftrat, gab immer wieder den Highway-Cowboy mit Charme, Herz und raubeinigem Sexappeal. Ein Typus, der perfekt in die Zeit passte und es auch deshalb Reynolds so schwer machte, dem Klischee zu entkommen und den Anschluss an eine moderne Welt zu finden, in der Machos so wenig gefragt waren wie Schnauzbärte.

    Dabei unterschätzt man ihn, wenn man ihn auf seine Rollenerfolge als Autoschrotter und Haudrauf reduziert. Wie viel Pfiff in ihm steckte, wurde auch im ansonsten völlig missratenen Krimi „Striptease“ 1996 deutlich. Wie Reynolds als Kongressabgeordneter mit extremen Neigungen von oben bis unten mit Vaseline eingeschmiert, mit Cowboyhut, Unterhose und Cowboystiefeln unmittelbar vor einem Wahlkampfauftritt durchs Büro stapft, ist von hinreißender Selbstironie getränkt.

    In „Boogie Nights“ ein Jahr später verwandelte er sich mit seiner Rolle als Pornofilmproduzent vom abgewrackten Idol zum Altstar: Die Rolle brachte ihm den Golden Globe und die einzige Oscar-Nominierung. Im Streben danach, als seriöser Schauspieler anerkannt zu werden, hatte er immer wieder die Nähe anspruchsvoller Regisseure gesucht wie Stanley Donen, Peter Bogdanovich oder Robert Aldrich. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung blieb er ein Action-Mann.

    1972 war ihm der Durchbruch mit einem spektakulären Drama gelungen, und wollte man heute einen Film von Burt Reynolds empfehlen, so wäre es immer noch „Deliverance“ von John Boorman, der hier unter dem Titel „Beim Sterben ist jeder der Erste“ lief. Ein hartes Männerabenteuer um vier Großstädter, die bei einem Kanutrip durch die Wildnis mit Hinterwäldlern aneinandergeraten.

    Aber auch neben der Diva Catherine Deneuve macht Reynolds in dem eher stillen Detektivfilm „Hustle“ („Straßen der Nacht“) 1975 eine gute Figur. Die Rolle des James Bond boten sie ihm 1970 an. Wollte Reynolds nicht, weil er fand, den müsse ein Brite spielen. Trotz stolzer Film-Gagen (insgesamt 185 Millionen Dollar (160 Millionen Euro)) glich das Leben Reynolds’ einer Achterbahnfahrt.

    Da waren mehrere Bankrotterklärungen. Da war die turbulente Scheidung von Schauspiel-Kollegin Loni Anderson. Da war die späte Liebeserklärung an eine andere Kollegin: die wunderbare Sally Field. Und, unvergesslich, da war das Foto von ihm auf dem Bärenfell. Die Zeitschrift „Cosmopolitan“ druckte es 1972. Reynolds war der erster Mann, der dort nackt abgebildet war, ein Bild, das er später manchmal bereute.

    Der Sohn eines Berufssoldaten mit irischen, schottischen und, den Gerüchten nach, auch irokesischen Vorfahren wollte zunächst eine Sportler-Karriere einschlagen. Aber im beinharten Football machten schwere Verletzungen alle Ambitionen früh zunichte. Schließlich brachte ihn die Schauspielerin Joanne Woodward mit einer Künstler-Agentur zusammen; der Schlüssel zum Erfolg.

    Trotz seines Star-Status’ vermittelte Reynolds bis ins hohe Alter eine starke Bodenhaftung. In Interviews führte er das auf Jobs wie Lkw-Fahrer und Disco-Rausschmeißer zurück, mit denen er als junger Mann sein Geld verdiente. Später hatte er 20 Autos, eine Ranch mit 160 Pferden in Florida, zu der er von seinem Stammwohnsitz im kalifornischen Beverly Hills mit dem Privatflugzeug reiste.

    Reynolds besaß einen speziellen Humor. Nach einem Kieferbruch, Resultat einer Kampfszene für einen Film, dem eine längere Tablettensucht-Phase folgte, besuchte er eine Fernseh-Talkshow, setzte sich mit einem leeren Adressbuch in den Sessel und sagte: „Das ist die Liste aller meiner Freunde.“ Zuletzt sollte Burt Reynolds an der Seite von Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Al Pacino für Regisseur Quentin Tarantino in dem für 2019 geplanten Film „Once Upon A Time in Hollywood“ vor der Kamera stehen.

    Ruhe sanft, Schlitzohr!