München. Panne führt zu 330 Flugausfällen. Der Grund: Eine Frau war unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt

    Eigentlich sollten sie schon im klimatisierten Flugzeug Richtung Frankfurt sein. Stattdessen sitzt Timo (13) auf einem Rollkoffer und Annika (9) auf dem Boden der überhitzten Abflughalle von Terminal 2 des Flughafens München.

    Mit ihren Eltern sollte es am Sonnabend, mit dem Beginn der Sommerferien in Bayern, in die Dominikanische Republik gehen. Doch nun liegen die Nerven blank. „Wir haben null Infos. Wir stehen hier seit zwei Stunden und wissen nichts“, sagt ihre Mutter. Wie der Familie geht es Zehntausenden Fluggästen auf dem Weg in den Urlaub.

    Der Grund: Eine zunächst unbekannte Frau gelangt am Sonnabendmorgen in einen Sicherheitsbereich, ohne vorher kontrolliert worden zu sein. Die Konsequenz: Die Polizei räumt das Terminal 2 und das damit verbundene sogenannte Satelliten-Terminal.

    In Lautsprecherdurchsagen ist zunächst nur die Rede von einem Polizeieinsatz. Unsicherheit macht sich breit. Das Internet sei am frühen Morgen überlastet gewesen, an Informationen sei man nicht herangekommen, erzählt Stefanie Fach. „Wir wussten nichts. Die erste Durchsage kam erst spät, und man hat sie nicht genau verstanden.“ Die Mitarbeiter an der Gepäckausgabe hätten sie dann beruhigt. Viele Wartende fächern sich mit ihren Flugtickets Luft ins Gesicht. Manch einer verliert die Nerven. Eine erboste Frau geht einen Flughafenmitarbeiter an: „Wo ist das Problem? Wo ist das Problem?“ Die Antwort: „Weiß nicht.“

    Gegen Mittag hallen konkretere Durchsagen durch das Terminal: Die Polizei habe den Sicherheitsbereich der beiden Abflughallen wieder freigegeben. Nicht mehr lange, dann sollen auch wieder Flugzeuge vom Terminal 2 abheben. Doch bis die vielen Tausend Fluggäste wieder durch den Sicherheitscheck sind, dauert es. Sicherheitsmitarbeiter drängen sich durch die Menge in der Wartehalle und verteilen Wasser. Mit speziellen Großlüftern leitet die Flughafenfeuerwehr frische Luft in die Halle. Derweil fahndet die Bundespolizei mit einem Foto aus einer Überwachungskamera nach der Frau, die das Chaos ausgelöst hat. Am Abend dann die Nachricht: Die Behörden haben sie identifiziert. Es ist nach Angaben der Regierung von Oberbayern eine etwa 40-Jährige.

    Die Bundespolizei nimmt die Frau nicht fest, sie bleibt erst einmal auf freiem Fuß. Ob sie mit ihrer Aktion an der Sicherheitsschleuse einen Fehler gemacht hat oder ob das Sicherheitspersonal etwas nicht bemerkte, ist unklar. Die Behörden wollen den Fall aufklären. Schließlich dürfte der Schaden in die Millionen gehen.

    Ein Sprecher des Flughafens zieht am Sonntag eine vorläufige Bilanz: etwa 330 Flüge ausgefallen, rund 450 um eine halbe Stunde oder länger verspätet. Wegen der Hitze in der Halle müssen Sanitäter etwa 30 Menschen mit Kreislaufproblemen versorgen.

    Rund 2000 Passagiere stranden nach Angaben der Lufthansa am Sonnabend in München. Für sie kann niemand ein Hotel besorgen. Viele schlafen auf Bänken oder schlagen die Zeit im Sitzen tot. Der Flughafenbetreiber stellt rund 700 Feldbetten auf. Sie sind in der Nacht alle belegt.

    Auf zwei davon schlafen Andi und Davis aus Zürich. Eigentlich wollten sie in den Urlaub nach Serbien fliegen. Nach einer unangenehmen Nacht in der Flughafenhalle beschließen sie enttäuscht, wieder in die Schweiz zurückzureisen.