München. Jürgen Marcus stirbt nach langer Krankheit mit 69 Jahren in München

    Man wusste, dass es Jürgen Marcus nicht gut geht. Es quälte ihn die chronische Lungenkrankheit COPD, im Volksmund gerne „Raucherlunge“ genannt. Immer mehr zog sich Marcus seitdem aus der Öffentlichkeit zurück, bis Nikolaus Fischer, seit 20 Jahren Lebenspartner und später auch Manager, 2017 bekannt gab, dass der damals 68-Jährige nie wieder auftreten werde. Gestern nun meldete sich Fischer erneut und teilte mit: „Jürgen Marcus ist tot.“

    „Strahler“ nennt ihn Dieter-Thomas Heck in den 1970ern, als Marcus mit 36 Auftritten Dauergast in der „ZDF-Hitparade“ ist. Weil er stets lächelt, obwohl ihm wahrscheinlich nicht immer danach zumute ist. Denn irgendwann singt er Lieder, die er gar nicht mehr singen will, und viele Jahre wird er von Mädchen angehimmelt, mit denen er nichts anzufangen weiß. Doch das darf er damals nicht zugeben. Erst 1991 spricht er in einer Zeitung über die lange verheimlichte Homosexualität: „Ich konnte nie eine Frau richtig lieben.“ Zu diesem Zeitpunkt ist seine Karriere schon vorbei.

    Sie begann in den 60ern in verschiedenen Beatbands im Ruhrgebiet, dann beim Musical „Hair“, in dem Marcus – der eigentlich Jürgen Beumer hieß – 1969 die Hauptrolle übernimmt und durch Deutschland tourt. Dabei entdeckt ihn Jack White, einer der erfolgreichsten deutschen Musikproduzenten jener Zeit. Er lässt ihm die Zähne richten, verpasst ihm einen neuen Nachnamen und nimmt mit Marcus „Nur du“ auf, eine deutsche Version des Simon & Garfunkel-Klassikers „El Condor Pasa“. Der Durchbruch aber gelingt den beiden erst 1972 mit „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“. Von nun an geht es Schlag auf Schlag. Blond die lange Mähne zu den bunten Hemden mit den großen Kragen, lässig der Hüftschwung in den Schlaghosen, wird Marcus zu einem der ganz Großen der deutschen Schlagerszene.

    Mitte der 70er will er andere Lieder singen. Am Grand Prix Eurovision nimmt er 1976 für Luxemburg teil, wird aber nur 14. Als dann die Neue Deutsche Welle in die Hitparaden schwappt, spült sie Künstler wie Marcus einfach weg – und wirklich zurückgekehrt ist er nie.

    In der Münchner Wohnung, die er mit Nikolaus Fischer teilte, soll er bereits vor zwei Wochen gestorben sein. Die Beerdigung, sagt sein Partner, sei bereits erfolgt. „Es war sein ausdrücklicher Wunsch, in aller Stille beigesetzt zu werden.“