Berlin. Wolfgang Völz spielte in „Graf Yoster“, in Edgar-Wallace-Filmen und war die Stimme von Käpt’n Blaubär: Nun ist er mit 87 Jahren gestorben
Ganz spät hatte er noch mal zwei große Auftritte: In den schrägen Edgar-Wallace-Parodien „Der Wixxer“ (2004) und „Neues vom Wixxer“ (2007) spielte Wolfgang Völz augenzwinkernd die Rolle des Sir John. Das war zum einen eine liebevolle Anlehnung an seinen eigenen und 40 (!) Jahre älteren Edgar-Wallace-Film „Der grüne Bogenschütze“, zum anderen aber auch eine späte, wohlverdiente Beförderung: In seinen Filmen hatte der Schauspieler meist Nebenrollen – und obendrein servile – zu spielen.
So begann schon seine Schauspielkarriere: als Page in Schillers „Don Karlos“ am Landestheater Hannover 1950. Und so lauteten auch lange seine Rollennamen: 2. Grenzpolizist („Die Sünderin vom Fernerhof,“, 1956), betrunkener Matrose („Liebe, Lust und lauter Lügen“, 1959) oder Kriminalassistent Freytag („Nebelmord“, 1964). Seine berühmtesten Rollen spielte er fürs Fernsehen: Da ist zum einen der Armierungsoffizier Mario de Monti, der in der ersten deutschen Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille. Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ (1966) quasi das deutsche Pendant zu Scotty in der US-Konkurrenz „Raumschiff Enterprise“ war. Und da ist zum anderen sein vorbestrafter Chauffeur Johann, der in der Krimikultserie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ zehn Jahre lang, stets geschniegelt und gestriegelt, einen aristokratischen Hobbydetektiv durch 78 Folgen chauffieren durfte.
Am Ende – als Sir John – durfte Wolfgang Völz dann endlich einmal selbst den Chef geben. Und andere herumkommandieren. Nun ist, wie erst am Freitag bekannt wurde, Wolfgang Völz am 2. Mai in seiner Wahlheimat Berlin gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.
„Es war immer die gleiche Grütze“
Völz war eine markante, urige, liebevoll-bärbeißige Type. Ein Volksschauspieler im besten Sinne. Für viele war er auch der Inbegriff der Berliner Schnauze. Auch wenn der Mann – mit dem nicht gerade startauglichen Geburtsnamen Wolfgang Otto Isaak Treppengeländer – 1930 in Danzig geboren wurde, wo seine Mutter ein Milchwarengeschäft betrieb. Zwei Jahre nach dem Krieg wurde die Familie von polnischen Stellen vertrieben. Völz landete erst in Hameln, wo er eine Bäckerlehre begann, dann in Hannover, wo er Schauspielunterricht nahm und erste Rollen spielte, und schließlich in Berlin, wo er ab 1954 lange Zeit Mitglied des Kabaretts Die Stachelschweine war. Dann kam der Film. Und schließlich das Fernsehen, das ihn erst richtig populär machte. Gerade wegen seiner dienenden, aber stets augenzwinkernd gespielten Figuren.
Rötliche Haare, dicke Nase, breites Lächeln, schließlich ein markanter Schnauzbart und gern eine dicke Zigarre im Mund: So kannte, so liebte man Wolfgang Völz, vor allem in komödiantischen Rollen. Und so kam der Darsteller auf eine stattliche, für deutsche Verhältnisse rekordverdächtige Filmografie von 150 Film- und 600 TV-Auftritten. Auch wenn er die gern abgetan hat. „Ich habe an die 600 Fernsehrollen gespielt“, sagte er einmal ein wenig abfällig. „Es war immer die gleiche Grütze.“ Er verstand sich – Understatement pur – als „allerersten Mann der zweiten Klasse“.
Markant war auch seine sonore, knarzende Stimme, die er als Synchronsprecher großen Kollegen wie Peter Ustinov (dem er anfangs recht ähnlich sah), Peter Falk, Mel Brooks und vor allem Walter Matthau lieh. Letzterer ein „grumpy old man“ wie er selbst. Mit dieser Stimme wurde er schließlich noch einem ganz anderen und viel jüngeren Publikum bekannt, das keine Ahnung mehr von „Sir Yoster“ hatte und dem die erste deutsche Science-Fiction-Serie ziemlich steinzeitlich vorkommen musste.
Er lieh dem Android Otti in der Zeichentrickserie „Captain Future“ (noch mal Science-Fiction) die Stimme und schnackte in „Die Sendung mit der Maus“ als Käpt’n Blaubär herrliches Seemansgarn in gepflegtem Hamburger Seebär-Dialekt. Mit solchen Rollen wurde Völz zum Erzählopa einer ganzen Enkelgeneration. Er ist damit ein Begriff für Groß und Klein – wenn auch für gänzlich unterschiedliche Produktionen.
Zuletzt war es still um Völz geworden. Nach einem Schlaganfall vor zwei Jahren hatte sich der in Wilmersdorf lebende Schauspieler ganz zurückgezogen, die so markante Stimme war verstummt. Seine Tochter Rebecca und sein Sohn Benjamin arbeiten ganz wie der Papa als Schauspieler und Synchronsprecher. Zuletzt machte auch der Enkel Daniel Völz von sich reden: Er ging 2017 als RTL-„Bachelor“ auf Frauenjagd. Das freilich wäre dem Senior fremd gewesen: Völz war seit 1954 mit der Berliner Tänzerin Roswitha Karwath verheiratet. Sie hatten sich im Zirkus kennengelernt, wo sie auf einem Nilpferd ritt. Sie hat auch bei der „Raumpatrouille“ in den legendären Galyxo-Tänzen mitgetanzt. Zu seiner diamantenen Hochzeit befragt, wie man 60 Jahre Ehe hinkriegt, meinte Völz, verschmitzt wie immer: „Indem man brav auf seine Frau hört.“