Cottbus.

Der Fall wirkte zunächst wie eine Ausreißergeschichte: Ein zwölfjähriges Mädchen aus Brandenburg verschwindet aus einem Cottbuser Wohnheim. Doch diese Woche, rund ein halbes Jahr später, ereignet sich eine dramatische Wende. Polizisten finden die Schülerin – in der Wohnung der Mutter.

Gegen die 52 Jahre alte Frau und deren Lebensgefährten (46) wurde Haftbefehl erlassen. Gegen sie wird wegen des Verdachts auf Freiheits­beraubung und sexuellen Missbrauch ermittelt. Die „Bild“-Zeitung berichtet, das inzwischen 13-jäh­rige Mädchen sei über Monate in einem verschließbaren Schrank in einer leer stehenden Wohnung bei Cottbus gefangen gehalten worden – gleich neben der Wohnung der Mutter in einem Mehrfamilienhaus in Groß Schacksdorf. Petra Hertwig, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, will das nicht bestätigen: „Die ­Spekulationen behindern die Ermittlungen. Um das Mädchen zu schützen, werden wir vorerst keine weiteren Informationen preisgeben.“

Merkwürdig: In einem Brief an seine Mutter soll das Mädchen sein Verschwinden angekündigt haben. Hat sie die Zeilen unter Druck geschrieben? Die Mutter und ihr Partner sitzen in Untersuchungshaft. Während die Frau ausgesagt habe, schweige der Mann zu den Vorwürfen, so Hertwig.

Das Jugendamt kümmertsich um die 13-Jährige

Die Untersuchungen dürften noch einige Zeit dauern. Allein die Auswertung von beschlagnahmten Computerdaten wird etwa zwei Monate dauern. Danach könnte es am Landgericht Cottbus einen spektakulären Prozess geben.

Das Mädchen wurde in die Obhut des Jugendamtes übergeben. Nach Angaben der Initiative Vermisste Kinder werden in Deutschland jedes Jahr mehr als 60.000 Kinder und Jugendliche vermisst. In mehr als 99 Prozent aller Fälle tauchten sie aber wohlbehalten wieder auf. Das macht es der Polizei schwer, Ausreißer von Entführungsopfern zu unterscheiden.