Regensburg.

Es ist ein weiterer Tiefschlag für den weltberühmten Chor der Regensburger Domspatzen. Nachdem ein Anwalt die Missbrauchsfälle kirchlicher Mitarbeiter an Internats- und Chorschülern aufgearbeitet hatte, gibt es jetzt neue Vorwürfe. Es soll auch Missbrauch unter Schülern gegeben haben.

Das ARD-Magazin „Report Mainz“ zitiert Thomas M. Zwischen 1987 und 1992 war er Schüler am Musikgymnasium, aus dem der Chor mit Knabenstimmen besetzt wird. „Für mich war diese Zeit einfach sehr traumatisch. Da habe ich viele Jahre gebraucht, um das für mich zu sortieren“, schildert M. seine Erlebnisse. Er spricht davon, dass Zehntklässler sich systematisch Fünft- und Sechstklässler im Internat hörig machten, bis zum Oralverkehr und zur Vergewaltigung soll es gekommen sein.

Abwegig ist das nicht: Immerhin wurde erst Ende 2016 ein ehemaliger Domspatz verurteilt, der lange im Verdacht stand, seine Verlobte ermordet zu haben. Zwar konnte man den Mord nicht nachweisen, wohl aber, dass er einen elf- sowie einen damals 13-jährigen Schüler in seiner Zeit bei den Domspatzen missbraucht hatte. Die Ermittler, die eigentlich einen Mord aufklären wollten, fanden zudem kinderpornografisches Material auf seinem Rechner.

Bei den Domspatzen ist man über die neuerlichen Berichte über ein System sexuellen Missbrauchs unter den Schülern entsetzt. Das Bistum gibt sich kleinlaut: Man habe die Schilderung von Thomas M. „mit Erschütterung und Bedauern gesehen“.