Berlin. Beim Dekra-Report schneiden heimische Hersteller am besten ab – vor allem Audi, Mercedes und VW. Gebrauchte Diesel verlieren an Wert.

Die zweijährliche Hauptuntersuchung ihres Autos birgt für viele Fahrer immer wieder Überraschungen. Schafft es mein Wagen ohne gravierende Mängel durch die Prüfung? Oder sind größere Reparaturen fällig? Nach dem aktuellen Gebrauchtwagenreport 2018 der Prüforganisation Dekra können sich Autobesitzer insbesondere auf Modelle made in Germany verlassen.

Gebrauchte Fahrzeuge deutscher Hersteller schneiden bei Prüfungen oft besonders zuverlässig ab – und zwar in allen Fahrzeugklassen vom Kleinwagen über das Cabrio oder den Geländewagen bis hin zu Kleintransportern. Untersucht wurden für die Studie in den vergangenen zwei Jahren rund 15 Millionen Fahrzeuge von 522 verschiedenen Modellen aller Automarken.

Den klassenübergreifenden Spitzenplatz erringt dabei zum dritten Mal in Folge der Audi A6. Das Oberklassenmodell der VW-Tochter ist nach Angaben der Dekra über alle Fahrzeugklassen und Laufleistungen hinweg der Gebrauchtwagen mit den wenigsten Mängeln. Auf Platz zwei der Gesamtwertung rangiert der Geländewagen M-Klasse/GLE von Mercedes Benz. Bronze belegt die B-Klasse von Mercedes, so das Ergebnis der Studie.

Audi zeigt die wenigsten Mängel

Der Ingolstädter Autobauer Audi weist zugleich in insgesamt fünf Fahrzeugklassen die wenigstens Mängel auf: bei der Kompaktklasse mit ihrem Modell A3, in der Mittelklasse (A4) und Oberklasse (A6) sowie beim Kleinwagen (A1) und Sportwagen (Audi TT). Als verlässlichsten Transporter hat die Dekra den Mercedes Sprinter bewertet, während der VW Amarok bei den Kleintransportern gewinnt. Gute Modelle finden sich außerdem bei Opel, Porsche, BMW, Honda, Mazda, Citroën, Renault, Volvo, Skoda und Ford, die häufiger zweite und dritte Plätze belegen.

Der Gewinner einer Fahrzeugklasse ist immer das Modell mit den wenigsten Mängeln, das bis zu 150.000 Kilometer gefahren ist. „Was die Mängelanfälligkeit betrifft, ist die Laufleistung aus unserer Sicht eine wesentlich bedeutsamere Größe als das reine Fahrzeugalter“, sagt der Dekra-Experte für das Prüfwesen, Jann Fehlauer. Bei den Mängeln wurden wiederum nur solche erfasst, die durch den Hersteller bedingt sind. Ein zu geringes Reifenprofil oder verschlissene Scheibenwischerblätter, wie sie durch nachlässige Halter verursacht werden, fließen nicht in die Untersuchung ein.

Am häufigsten wird bei den Hauptuntersuchungen die Elektronik bemängelt, berichtet der Dekra-Sprecher Wolfgang Sigloch. Jedes fünfte Fahrzeug ist davon betroffen. Bei gut jedem zehnten Fahrzeug werden Defekte am Motor wie auslaufendes Öl, Abgasmängel oder ineffektive Bremsen festgestellt. Mängel an der Karosserie oder im Fahrgastraum sind heutzutage dagegen mit 2,7 Prozent eher die Ausnahme.

Dieselautos stehen im Schnitt vier Monate beim Händler

Nach jahrelangem Wachstum ist der Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland in diesem Jahr erstmals um 1,4 Prozent gesunken. 2017 wechselten knapp 7,2 Millionen Fahrzeuge ihren Besitzer. Zugleich stieg die Zahl der Neuzulassungen um 2,7 Prozent auf fast 3,5 Millionen Neuwagen. Der Zuwachs ist unter anderem eine Folge der Umweltprämien, die von den Autofahrern genutzt wurden. „Viele Halter haben damit auf drohende Fahrverbote reagiert“, erläutert Sigloch.

Mögliche Fahrverbote – wie sie jetzt vom Bundesverwaltungsgericht genehmigt wurden – hatten bereits im vergangenen Jahr Einfluss auf den Gebrauchtwagenmarkt. Das Nachsehen hatten vor allem Dieselautos. Sie verloren zunehmend an Wert bei gleichzeitig sinkender Nachfrage. So ging der durchschnittliche Preis für gebrauchte Diesel um drei Prozentpunkte zurück, wie die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) ermittelt hat. Erreichten drei Jahre alte Dieselfahrzeuge Ende 2016 noch 56 Prozent des Neupreises, waren es Ende vergangenen Jahres nur noch 52,6 Prozent.

Eine Absatzprognose für 2018 möchte Dekra dennoch nicht wagen: „Das hängt davon ab, wie sich die politischen Rahmenbedingungen in Sachen Fahrverbote und Nachrüstung entwickeln werden“, sagt der Dekra-Sprecher. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet dagegen, dass die Preise für gebrauchte Dieselautos weiter kräftig in den Keller gehen. Nach Angaben von DAT stehen gebrauchte Diesel bei Autohändlern im Schnitt fast vier Monate auf dem Hof, bis für sie ein Käufer gefunden ist. „Die stehen sich die Reifen platt, niemand wird sie haben wollen“, so Dudenhöffer.

Leasingkunden müssen ebenfalls von Wertverlusten ausgehen

Auch Leasingkunden sorgen sich um ihre Ablösesummen für ihre Fahrzeuge. Das Restwertrisiko, das bei Vertragsabschluss vereinbart wurde, liegt oft deutlich über der Summe, die das Fahrzeug im Gebrauchtmarkt noch erzielen würde. Sollten tatsächlich Fahrverbote verhängt werden, würde der Wert noch weiter sinken.

Experten raten deshalb neuen Kunden zu Laufzeitverträgen, bei denen das Restwertrisiko der Leasinggeber selbst trägt. Branchenkenner erwarten, dass mittelfristig mit steigenden Leasingraten für Autos mit Dieselmotoren zu rechnen ist. In Folge höherer Kosten dürften sich dann auch dort immer mehr Kunden vom Diesel-Auto abwenden.

Zur Lösung des Dieselproblems sieht der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer die Autobauer in der Pflicht. „Die Autohersteller müssen Hardware-Nachrüstungen für ihre Dieselfahrzeuge anbieten.“ Laut Dudenhöffer könnte ein Großteil der Diesel der Norm Euro 5 und Euro 6 durch eine Hardware-Lösung richtig sauber gemacht werden.

Die konsequente Nachrüstung hätte nur Gewinner, so Experte Dudenhöffer

Eine Nachrüstung würde geschätzt pro Wagen 2000 bis 3000 Euro kosten. Die Hardware müsste von den Herstellern entwickelt und schließlich vom Kraftfahrtbundesamt genehmigt werden. Die konsequente Nachrüstung würde nur Gewinner kennen, so Dudenhöffer: „Die Autos werden wieder wertvoller, die Stadtluft wird besser und die Abschaffung der Diesel-Subvention bringt die E-Mobilität voran.“