Berlin. Schauspielerin Isabelle Huppert kennt Angriffe aber nicht nur von Männern

Die französische Starschauspielerin Isabelle Huppert hält die „#MeToo“-Debatte für „überfällig und sehr nötig“. „Frauenfeindlichkeit ist überall. Es war Zeit, sich damit zu beschäftigen“, sagte die 64-Jährige dem Abendblatt in Berlin, wo sie bei den Internationalen Filmfestspielen ihren neuen Film vorstellte. „Allerdings muss die Debatte jetzt auch so weit gehen, dass wir über die Unterschiede, die zwischen Männern und Frauen gemacht werden, generell sprechen. Vor allem über die unterschiedlichen Gehälter. Dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer.“

Huppert, eine Ikone des französischen Kinos und auch international ein Star („Die Klavierspielerin“, „Elle“) spielt in dem jetzt auf der Berlinale vorgestellten Film „Eva“ Benoît Jacquots eine Edelprostituierte. Starke, komplexe Frauenrollen sind ihr Markenzeichen. Kein Zufall, wie die dreifache Mutter erzählt: Sie habe immer Frauenfeindlichkeit gespürt, und als Schauspielerin habe sie sich durch die Auswahl ihrer Rollen dagegengestellt. „Ich habe Filme gemacht, die von der Perspektive der Frau ausgehen oder sie einnehmen. Ich habe Frauenrollen gespielt, die nicht hinter der männlichen Hauptrolle verschwinden.“

Huppert bringt noch einen weiteren Aspekt in die Debatte ein: Frauenfeindlichkeit gehe nicht nur von Männern aus, sondern sei auch unter Frauen sehr verbreitet, sagt sie. „Ich habe in meinem Leben genauso viele Anfeindungen von Frauen erfahren wie von Männern. Bei Frauen sind es die kleinen indirekten Dinge. Unterschwellige Angriffe, Gesten, Verhaltensweisen.“

Angesprochen auf die viel diskutierten Äußerungen ihrer älteren Schauspielkollegin Catherine Deneuve, die zusammen mit anderen Frauen in Frankreich vor einem neuen „Puritanismus“ wegen „#MeToo“ gewarnt hatte, hält sich Huppert zurück: „In dieser Debatte erfordert jeder Beitrag Mut und sollte respektiert werden. Weil die Vielfalt der Beiträge wichtig ist. Ich möchte mich deshalb nicht gerne auf eine Seite schlagen.“