Berlin. In Berlin explodiert das Haus einer vierköpfigen Familie. Alle Bewohner überleben

Vom einst so schmucken Häuschen ist nichts übrig geblieben. Wo bis zur Explosion eine vierköpfige Familie lebte, liegt nur noch Schutt und Geröll. Steine liegen im Garten verstreut, als wären es Legoteile: In Berlin ist am Montagabend ein zweistöckiges Haus in die Luft geflogen. Wie durch ein Wunder hat die Familie überlebt.

Es ist kurz vor neun am Abend, als Nachbarn einen lauten Knall hören. „Bei mir hat der Fernseher an der Wand gewackelt“, erzählt Vittorio Salvatore, der in derselben Straße im Bezirk Spandau wohnt. Sofort stürmte er vor die Tür, er wollte wissen, was los ist. Draußen sah er ein Kind, das im Schlafanzug und weinend aus dem Trümmerfeld kam. Es ist der siebenjährige Sohn aus dem zerstörten Haus. „Schrecklich, einfach nur schrecklich“, sagt Salvatore.

Schnell versammelte sich die Nachbarschaft um das Unglücksgrundstück. Kaum einer rechnet damit, dass Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk Überlebende aus der Ruine retten können. 80 Helfer durchsuchen den Schuttberg. Dann die Sensation: Unter den Steinen entdecken sie die vermissten drei Familienmitglieder – sie leben. Zwar wird der fünfjährige Sohn lebensgefährlich verletzt. Doch seine Mutter (40) erleidet nur leichte Blessuren. Der 47 Jahre alte Vater bleibt nahezu unverletzt.

Gasaustritt kommtnicht infrage

Nach der Euphorie über den glimpflichen Ausgang beginnt das Rätselraten. Wie kann ein Haus einfach so explodieren, aus heiterem Himmel? Zunächst wird spekuliert, Erdgas könnte für die Katastrophe verantwortlich sein. Dem widersprechen am Dienstag die Feuerwehr und die zuständige Netzgesellschaft: Das Haus hatte gar keinen Gasanschluss. Die Polizei will schnell Antworten liefern. Das Landeskriminalamt hat die Straße zum Tatort erklärt. Ermittler müssen den Schuttberg nun Schicht für Schicht abtragen.

Anwohner berichten, dass das Haus der Familie erst wenige Jahre alt und von massiver Bauweise gewesen sei. Vielleicht haben Propangastanks etwas mit der Explosion zu tun. Da das Haus eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach hatte, prüfen die Ermittler, ob es einen Zusammenhang gibt. In der Vergangenheit gab es immer mal wieder Meldungen über explodierende Wechselrichteranlagen, die Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. „Wir können im Moment nichts ausschließen“, sagt ein Berliner Polizeisprecher. „Die Ermittler stehen jetzt erst mal vor einem riesigen Trümmerhaufen – im wahrsten Sinne des Wortes.“

Erinnerungen aneinen anderen Fall

Eine ähnlich zerstörerische Explosion hatte sich zuletzt im März in Dortmund ereignet. Damals wurden die oberen Stockwerke eines Mehrfamilienhauses weggesprengt. Eine Frau kam ums Leben. Offenbar hatte ein absichtlich abgeknicktes Gasrohr das Unglück verursacht.

Während die Ermittlungen weiter andauern, versuchen die Nachbarn der verletzten Familie noch, das Geschehen zu verarbeiten. „Ich dachte erst, der Knall sei ein besonders lauter Böller gewesen“, sagt Anwohner Carsten Preßler. Und Simone Lehmann, die 50 Meter von der Unglücksstelle entfernt wohnt, berichtet: „Unser Haus hat gewackelt!“ Trotzdem sind sie in Berlin-Spandau dankbar. Denn es hätte viel schlimmer kommen können.