Berlin . Tagebücher, Nickelbrillen, Notenblätter – Mehr als 100 Gegenstände präsentiert

Mehr als 100 gestohlene Gegenstände aus dem Nachlass des Beatles-Musikers John Lennon sind von der Berliner Polizei gefunden und beschlagnahmt worden. Darunter sind drei Tagebücher aus den Jahren 1975, 1979 und 1980, Notenblätter, zwei Nickelbrillen, ein Tonband mit dem Mitschnitt eines Beatles-Konzerts, ein Schulheft aus dem Jahr 1951 und ein Zigarettenetui. 86 Gegenstände wurden im Juli bei einem insolventen Berliner Auktionshaus entdeckt, weitere fand die Polizei am Montag in einem Auto eines mutmaßlichen Hehlers versteckt.

Die Polizei präsentierte eine Auswahl des vermutlich 2006 gestohlenen Diebesgutes am Dienstag. Nach einem Gutachten des Auktionshauses soll der Wert der Gegenstände 3,1 Millionen Euro betragen. Wie viel Geld tatsächlich bei einem illegalen Verkauf der gestohlenen Sachen geflossen wäre, ist nach Einschätzung der Staatsanwälte und der Polizei aber völlig unklar. Die Polizei war im Sommer von dem Insolvenzverwalter des Auktionshauses, der sich über die Gegenstände gewundert hatte, informiert worden.

Die Berliner Staatsanwaltschaft wandte sich daraufhin an Lennons Witwe Yoko Ono, um viele Objekte anhand von Fotos bei einem Vernehmungstermin im deutschen Konsulat in New York identifizieren zu lassen. Der persönliche Bezug zu John Lennon wird auch durch ein ärztliches Rezept auf seinen Namen zu einer der beiden Brillen vom 12. Mai 1978 klar. Oder durch den letzten Tagebucheintrag vom 8. Dezember 1980, der einem Fototermin mit Annie Leibovitz betraf. An dem Tag entstand noch ein berühmtes Bild des Paares Lennon und Ono, am Abend wurde Lennon vor seinem Wohnhaus ermordet.

Der mutmaßliche Dieb ist ein Türke, der von 1995 bis 2006 als Chauffeur für Yoko Ono in New York arbeitete und nun in der Türkei lebt. Er wurde 2007 zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er heimlich Fotos in Onos Wohnung gemacht hatte.

Die Berliner Ermittler vermuten, dass er nach und nach Gegenstände aus dem Apartment stahl. Die Diebstähle fielen wohl gar nicht sofort auf. Lennon besaß nach Aussagen der Staatsanwälte unter anderem auch viele Brillen und eine ganze Uhrensammlung, die noch in den Räumen lagen, in dem viel Personal von Yoko Ono verkehrte. Die Gegenstände gelangten in den nächsten Jahren zunächst in die Türkei und 2013 oder 2014 nach Berlin.

Schon Ende 2013 soll einer der beiden Verdächtigen eine gestohlene Uhr von Lennon über das Auktionshaus für 600.000 Euro verkauft haben, wie Carsten Pfohl vom Landeskriminalamt sagte. Ob der Käufer die Uhr wieder herausgeben muss, wird noch geklärt.