Bochum.

Im Prozess um den Doppelmord von Herne hat eine Gefängnispsychologin von Gewaltfantasien des Angeklagten Marcel H. berichtet. Der 19-Jährige, der einen neunjährigen Nachbarjungen und einen früheren Schulfreund ermordet haben soll, habe ihr erzählt, dass er sich bei einer Einzelfreistunde die Ermordung einer Gefängnisbediensteten ausgemalt habe, sagte die Psychologin am Dienstag vor dem Bochumer Landgericht.

„Er hat mir gesagt, dass er sich vorgestellt hat, meine Kollegin mit ihren eigenen, langen Haaren zu strangulieren.“ Außerdem habe er daran gedacht, einen Mitgefangenen anzugreifen und in den Würgegriff zu nehmen.

Die Äußerungen sollen im Juni und August – und damit Monate nach den Taten von Herne – gefallen sein. Im Gefängnis sind sie nach Angaben der Psychologin sehr ernst genommen worden. Haftlockerungen habe es deshalb bis heute praktisch nicht gegeben. Marcel H. sitze weiterhin in Einzelhaft und müsse bis auf wenige Ausnahmen auch alleine in die Freistunde.

Marcel H. hat zu Prozessbeginn über seinen Verteidiger die Taten eingeräumt. Das Motiv soll laut Anklage unter anderem Mordlust gewesen sein.

Unangemessenes Verhalten im Gefängnis

Mit den Taten soll sich der 19-Jährige im Gefängnis allerdings nicht sonderlich beschäftigen. Er wisse zwar, dass das „von der Moral her“ nicht richtig gewesen sei, so die Psychologin, die im Gefängnis unter anderem für den Bereich Sicherheit zuständig ist. „Er fragt sich aber eher, was es zum Mittagessen gibt.“ Ansonsten schreibe Marcel H. Fantasy-Romane, die er später als Bestseller verkaufen wolle.

Grundsätzlich sei das Verhalten des Angeklagten häufig völlig unangebracht. „Er hat auch bei ernsten Themen oft lächelnd geantwortet“, sagte die Psychologin den Richtern. „Das passte einfach nicht.“