Hurghada. Bei einem Anschlag im ägyptischen Hurghada sterben zwei Urlauberinnen – offenbar Deutsche

Die Frauen konnten mit dem Angriff nicht rechnen. 11 Uhr am Freitagvormittag: Der Täter näherte sich dem Touristenstrand vom Wasser aus, er muss gewirkt haben wie ein ganz normaler Badegast. Während er heranschwamm, so rekonstruieren es die Behörden hinterher, führte er bereits ein Messer mit sich. Der Mann stieg an Land – und stach auf die arglosen Urlauberinnen ein.

Zwei Frauen sind bei der Attacke in der ägyptischen Ferienhochburg Hurghada am Roten Meer ums Leben gekommen. Aus welchem Land die Touristinnen kamen, war zunächst unklar. Am späten Abend berichtete der ägyptische Staatliche Informationsservice, die Frauen seien Deutsche. Weitere Menschen wurden verletzt, das ägyptische Innenministerium sprach am Freitag zunächst von sechs Personen unterschiedlicher Nationalität. Medienberichten zufolge stammen sie unter anderem aus Tschechien, Armenien und Russland. Der Angreifer wurde festgenommen. Sein Motiv war zunächst unklar.

Für Ägypten, das ohnehin schon gebeutelte Urlaubsland, war es ein schwarzer Freitag. Denn in der Nähe von Kairo wurden noch fünf Polizisten bei einem Angriff auf einen Kontrollpunkt getötet. Maskierte Angreifer beschossen die Sicherheitskräfte am Morgen in der Provinz Gizeh in Al-Badraschein rund 40 Kilometer südlich der ägyptischen Hauptstadt. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.

Der Messerangriff am Strand von Hurghada trifft die Stadt hart. Medienberichten zufolge wählte der Attentäter für seine Tat die benachbarten Hotels „Zahabia“ und „Sunny Days El Palacio“. Und es gab schon einmal einen ähnlichen Anschlag in der Nähe: Im Bella Vista Resort stürmten 2016 zwei Terroristen im Namen der Miliz Islamischer Staat (IS) das Hotel und stachen mit Messern auf Touristen ein. Drei Urlauber aus Österreich und Schweden wurden dabei verletzt.

Ägypten kommtnicht zur Ruhe

Es ist nicht der erste Angriff in Ägypten: Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 kommt es immer wieder zu Angriffen auf Sicherheitskräfte. Am 31. Oktober 2015 kamen beim Absturz eines russischen Ferienfliegers über der Sinai-Halbinsel alle 224 Menschen an Bord ums Leben. Die Terrormiliz IS hatte am Flughafen Scharm el-Sheikh eine Bombe in die Maschine geschmuggelt, die auf dem Weg nach Sankt Petersburg war. Der Tourismus im Land ist in der Folge komplett eingebrochen. Seitdem kämpft auch Hurghada ums wirtschaftliche Überleben.

Neben Sharm el-Sheikh ist die Stadt das größte ägyptische Touristenzentrum am Roten Meer. Seit den 80er-Jahren sind mehr als 250 Hotelanlagen in dem ehemaligen Fischerdorf entstanden. Die Ferienregion ist bei deutschen Urlaubern beliebt. Bekannt ist der Badeort vor allem für seine faszinierenden Unterwasserwelten.

Die Auslastung der Hotels rangiert seit dem Flugzeugattentat zwischen einem Viertel und einem Drittel im Vergleich zum früheren Niveau. Für die Region könnte der neue Angriff den endgültigen ökonomischen Kollaps bedeuten.

Ägypten ist nicht das einzige nordafrikanische Land, das unter Terror leidet. Im Juni 2015 hatte ein Student im tunesischen Badeort Sousse 38 Touristen erschossen, darunter zwei Deutsche. Bei einem Angriff auf das Bardo-Museum in der tunesischen Hauptstadt Tunis hatten Bewaffnete im März 2015 24 ebenfalls überwiegend ausländische Urlauber erschossen.

In Hurghada haben die Hotels auf die Verunsicherung der Urlauber längst reagiert – mit Dumpingpreisen, um Gäste zurückzugewinnen. Dennoch leidet der Tourismus, viele Einheimische sind arbeitslos geworden. In der deutschen Hotelfachschule nahe Hurghada hieß es im vergangenen Sommer, dass Hotels schließen mussten – es kommen keine Russen mehr. Demnächst werden wohl auch viele Deutsche die Region meiden.