Kathmandu.

Abdul Jabbar Bhatti und Dawa Sange Sherpa können wieder lächeln, wenn auch unter Schmerzen. Der 60-jährige Bergsteiger aus Pakistan und sein junger nepalesischer Sherpa haben am Mount Everest Erfrierungen erlitten. Ihre Finger sind schwarz und verkrümmt. Der 20-jährige Dawa Sange wird vermutlich alle verlieren.

Die Männer hatten Ende Mai den höchsten Berg der Welt erklommen. Für beide war es das erste Mal auf dem 8848 Meter hohen Gipfel. Doch beim Abstieg, etwa hundert Meter unter dem Gipfel, ging ihnen der Sauerstoff aus. In dieser Höhenlage ist der Sauerstoffgehalt der Luft nur ein Drittel so hoch wie auf Meereshöhe. Bergsteiger müssen zusätzliche Sauerstoffkanister mitnehmen.

Die erschöpften Kletterer konnten nicht mehr und verbrachten die Nacht in der sogenannten Todeszone. Jeder Atemzug ist in dieser Höhe schwierig, die Temperaturen fallen auf 40 Grad unter Null. Bhatti und der Sherpa erzählen, wie sie andere Bergsteiger um Sauerstoff baten, damit sie das Lager 4 auf 7900 Meter erreichen könnten. Doch niemand kam ihnen zu Hilfe.

Um Mitternacht wurden die Gebete von Bhatti und Dawa Sange erhört – eine Gruppe von Sherpas und chinesischen Bergsteigern auf dem Weg zum Gipfel gab ihnen einen Kanister Sauerstoff, heißes Wasser und eine Jacke.

Als die Gruppe auf dem Rückweg wieder durch die Todeszone kam, fassten die Sherpas einen waghalsigen Entschluss: Der erfahrene Bergführer Pemba Onchhu Sherpa sollte mit den chinesischen Kunden allein zum Lager zurückkehren, während die anderen drei Sherpas eine Rettungsaktion starteten. Bei Tagesanbruch begannen sie, den bewusstlosen Dawa Sange mit einem Seil über einen schmalen Grat talwärts zu ziehen und über Felsen zu bugsieren.

„Ich war schon von dem Aufstieg erschöpft“, sagt Ang Tsering Lama. „Und dann war da noch dieser fast vertikale Hang. Es war eine der riskantesten Rettungsaktionen, an denen ich jemals beteiligt war.“ Die Rettungsaktion dauerte 12 Stunden.

Seine Rettung sei ein Wunder gewesen, meint Abdul Jabbar Bhatti. Er glaubt, dass fehlende Sauerstoffvorräte schuld an der Beinahetragödie waren. Denn normalerweise braucht ein Bergsteiger vier Flaschen ab Lager 4. Den Rettern zufolge hatten die Beiden nur je zwei.