Paris.

Frankreich greift durch im Kampf gegen den Magerwahn in der Modebranche: Um gefährliches Untergewicht zu verhindern, brauchen Models in Frankreich künftig eine Bescheinigung vom Arzt. Die Regierung veröffentlichte zum Wochenende einen Erlass im Amtsblatt, der die Details zu dem bereits Ende 2015 beschlossenen Gesetz gegen Magermodels regelt.

Um bei den Pariser Modeschauen oder Fotoshootings arbeiten zu können, brauchen Models künftig eine medizinische Bescheinigung, dass ihr Gesundheitszustand mit dem Beruf vereinbar ist. Zentraler Faktor ist dabei der Body-Mass-Index, der das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße setzt.

Die Bescheinigung wird in der Regel für zwei Jahre ausgestellt. Die Umsetzungsregeln traten am Sonnabend in Kraft. Wer Models ohne Bescheinigung beschäftigt, dem drohen sechs Monate Gefängnis und 75.000 Euro Strafe.

Von Oktober an müssen Werbefotos in Frankreich zudem mit einem Hinweis versehen werden, wenn die Abbildungen von Models retuschiert wurden. Ziel ist es laut einer Mitteilung des Pariser Gesundheitsministeriums, die Verbreitung von unerreichbaren Schönheitsidealen zu verhindern und der Magersucht bei Jugendlichen vorzubeugen.

„Der Kontakt von jungen Menschen mit normativen und unrealistischen Körperbildern führt zu einem Gefühl der Minderwertigkeit und einem niedrigen Selbstwertgefühl“, sagte Marisol Tourain, die französische Ministerin für Soziales und Gesundheit. „Beides kann Einfluss auf das Gesundheitsverhalten haben.“

Erst im März gab es in Frankreich große Proteste gegen eine Werbekampagne des Pariser Modehauses „Yves Saint Laurent“. Eine Kampagne zeigte extrem magere Models, die lasziv posieren. Die Werbeaufsicht schaltete sich ein.

Ein Verbot von Magermodels gibt es bereits in Israel. Italien einigte sich mit den Modeverbänden 2006 auf eine Grundsatzerklärung gegen Magersucht. Auch in anderen europäischen Ländern wird das Problem immer wieder diskutiert. Oft gibt es Selbstverpflichtungen von Verbänden oder Designern, auf Magermodels zu verzichten.