Chicago.

Wieder rohe Gewalt ungefiltert in Echtzeit im Internet. Wieder in Chicago. Was einer jungen Frau in den USA widerfahren ist, erregt weit über die Grenzen von Amerikas Mordhauptstadt hinaus die Gemüter. Die 15-Jährige aus dem sozialen Brennpunkt Lawndale wurde laut Polizei am Wochenanfang von bis zu sechs jungen Männern sexuell missbraucht – samt Live-Übertragung im Internet.

Die Täter, ein Verdächtiger sitzt in Haft, filmten sich bei der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung und sendeten die Bilder über Facebook via Livestream in alle Welt. Laut Polizeisprecher Anthony Guglielmi schalteten sich zur Tatzeit 40 Nutzer des sozialen Netzwerks live in die Tortur ein; niemand informierte die Behörden. Das Opfer wurde erst am Dienstagmorgen in der Nähe des Wohnortes mitten in Chicago gefunden. Sie ist nach ärztlicher Behandlung im Krankenhaus bei seiner Mutter.

Wie die Lokalzeitungen „Tribune“ und „Sun-Times“ berichten, brachte der Onkel des Mädchens, Reginald King, den Fall ins Rollen. Er war mit seiner Nichte, die zur „Lane Tech College Prep High School“ geht, am Wochenende verabredet. Die beiden besuchten ein Basketballspiel. Man aß Pizza, ging am Sonntag zur Kirche. King setzte sie später wie gewünscht in der Stadt ab. Danach verlor sich die Spur des Teenagers. Die Mutter meldete sie am Sonntagabend als vermisst.

King will darauf die Nachbarschaft abgesucht haben. Ein Jugendlicher machte ihn auf das Facebook-Video aufmerksam. Am Montag konfrontiert die Mutter des Opfers Chicagos Polizeichef Eddie Johnson mit Fotos des sexuellen Missbrauchs.

Während die polizeilichen Ermittlungen noch am Anfang stehen und viele Details noch unbekannt sind, gerät abermals die Frage nach der Verantwortung von Facebook für die Verbreitung von Live-Straftaten ins Blickfeld. Eine Sprecherin des von weltweit über 1,7 Milliarden Menschen genutzten Netzwerks erklärte, dass „solche grässlichen Verbrechen auf Facebook nicht erlaubt sind“. Der Konzern nehme seine Verantwortung „sehr ernst“, die Kunden zu schützen.