Köln. Moderator überrascht die Frauenrechtlerin bei einer Diskussion an der Uni Köln

An diesen Vortrag werden sich die anwesenden Studenten der Universität Köln vermutlich noch lange erinnern – und das liegt weder am Thema noch an der Vortragenden, sondern an einem der Zuschauer. Was war geschehen? Über eine Stunde lang referierte Frauenrechtlerin Alice Schwarzer über „(Sexual-) Gewalt gegen Frauen und Recht“. Wie unter anderem der „Kölner Express“ berichtet, kritisierte Schwarzer die deutsche Justiz als frauenfeindlich und führte den Fall um Jörg Kachelmann als „idealtypischen Beleg“ für ihre Kritik an deutscher „Täterjustiz“ im Sexualstrafrecht an.

Zwischen 2010 und 2011 hatte sich Kachelmann vor Gericht dem Vorwurf der Vergewaltigung und Körperverletzung stellen müssen. Eine frühere Lebensgefährtin hatte ihn verklagt. Kachelmann wurde schließlich freigesprochen. Alice Schwarzer hatte damals für die „Bild“-Zeitung von dem Prozess berichtet und sich dabei kritisch mit der Person Jörg Kachelmann auseinandergesetzt. Der Moderator setzte gar eine einstweilige Verfügung gegen Schwarzer durch, weil sie den Eindruck erweckt hatte, dass er die Vergewaltigung begangen habe.

Doch zurück zum Vortrag in Köln: Noch während Schwarzer auf der Bühne sprach, gab es eine Wortmeldung aus dem Publikum: „Danke, dass ich heute Abend hier sein darf. Ich habe meinen Namen oft gehört ...“. „Wer sind Sie denn, Lieber?“, fragte Schwarzer unwissend. „Mein Name ist Jörg Kachelmann.“ Dann erklärte er, was ihm am Vortrag missfallen hat. „Es gibt auch manchmal weibliche Verbrecher“, sagte Kachelmann. Schließlich sei er selbst Opfer eines Verbrechens geworden. Und schließlich in Anspielung an Schwarzers Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung: Im Raum gebe es nur eine vorbestrafte verurteilte Täterin, „und die sitzt da vorne“. Als Verstärkung hatte Kachelmann seinen Anwalt mitgebracht.

Alice Schwarzer selbst reagierte zunächst erstaunt auf den Überraschungsgast, wie ein Video auf Twitter zeigt. Auf die Kritik ging sie nicht weiter ein. Dann sagte sie, dass sie gerührt sei, dass die beiden Männer extra zu ihrem Vortrag nach Köln gereist seien. Ein Angebot von Schwarzer, sich nach dem Auftritt persönlich zu unterhalten, bezeichnete Kachelmann später über Twitter als „ekelhaft“. (kge/lg)