Freiburg. Nach zwei tödlichen Sexualverbrechen im Raum Freiburg tappt die Kriminalpolizei im Dunkeln

Erst eine Studentin, dann eine Joggerin. Beide Frauen sind alleine unterwegs. Ihnen wird aufgelauert, sie werden vergewaltigt und getötet. Es sind zwei Mordfälle im Raum Freiburg binnen eines Monats, die verunsichern. Sie sind bisher nicht aufgeklärt. Die Sorge, dass beide Taten zusammenhängen und ein Mehrfachtäter am Werk ist, kann die Polizei nicht ausräumen. Ihr fehlt in beiden Fällen eine heiße Spur. Die bisherigen Ermittlungen haben nicht in eine entscheidende Richtung geführt.

Am Donnerstag, genau eine Woche nach dem Fund der Leiche, wird in dem 9000 Einwohner zählenden Endingen bei Freiburg Abschied genommen von der ermordeten Joggerin. Kerzen brennen, Blumen und Kränze werden niedergelegt, die Menschen trauern. Die katholische Kirche im Zentrum, der Ort der Trauerfeier, kann nicht alle aufnehmen, die kommen. Viele stehen vor dem Gotteshaus und nehmen Anteil.

Es ist ein stilles Gedenken an die 27-Jährige, die am Sonntag vor einer Woche allein zum Joggen aufbrach und nicht heimkehrte. Ihre Leiche wurde in einem kleinen Waldstück in den Weinbergen gefunden. Sie war im Ort vernetzt und engagierte sich vielseitig. „Die Gemeinde steht unter Schock“, sagt Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz. Beigesetzt wird die Frau im engsten Familienkreis.

Rund drei Wochen, bevor die Joggerin ermordet wurde, traf es im 30 Kilometer entfernten Freiburg eine 19 Jahre alte Medizinstudentin. Sie war nachts mit dem Fahrrad auf dem Weg von einer Studentenparty nach Hause, als sie am Ufer des Flusses Dreisam auf ihren Mörder traf.

„Treibt ein Serientäter im Raum Freiburg sein Unwesen? Diese beklemmende Frage beschäftigt ganz Deutschland“, sagt TV-Moderator Rudi Cerne, als er am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „XY – ungelöst“ um Hinweise bittet. „Beide Taten tragen das gleiche Bild“, sagte der Chef der Staatsanwaltschaft Freiburg, Dieter Inhofer, zu Beginn der Ermittlungen in Endingen. Es sei erstes Ziel, diese Frage zu beantworten. Vor allem auch deshalb, um verunsicherten Menschen Ängste zu nehmen und Spekulationen zu verhindern.

Am Tatort in Freiburg wurden laut Polizei zwar männliche Körperspuren gefunden. Doch sie konnten niemandem zugeordnet werden. Und in Endingen fand sich bisher keine aussagekräftige Spur, die die Frage, ob beide Fälle zusammenhängen, beantworten kann. Gäbe es hier eindeutiges Genmaterial, wäre die Polizei weiter. Sie hofft drauf, noch DNA-Material identifizieren zu können, sagt Chefermittler Richard Kerber. Ob dies gelingt, sei unklar.

Einzelheiten zu den Taten will die Polizei nicht nennen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. So bleibt vielen die Angst. Auch in Endingen sowie in der Region. Pfefferspray zur Selbstverteidigung ist im örtlichen Drogeriegeschäft ausverkauft, heißt es dort. Alleine in die Weinberge oder in den Wald geht kaum jemand mehr. Solange der Täter nicht gefasst sei, werde sich die Verunsicherung nicht legen, vermutet eine Frau auf der Straße.