Rio de Janeiro. Brasilien wütend auf US-Schwimmer. Olympialand hadert mit dem Gewaltimage

Für einen langen Olympiatag kannte Brasilien nur ein Thema, das bestenfalls am Rande sportlich war. Die platte Lüge von Olympiasieger und Superschwimmer Ryan Lochte und drei seiner Kollegen aus dem US-Schwimmteam. Was sie als Raubüberfall in Rio im Morgengrauen des vergangenen Sonntags verkauften, war in Wirklichkeit eine Räuberpistole. Und am Donnerstag kam die Lüge so langsam ans Licht, nachdem die brasilianische Polizei zwei der vier Schwimmer im letzten Moment aus dem startbereiten Flugzeug gezerrt hatte.

Die vier hatten offenbar bei einer Party über die Stränge geschlagen und dann im betrunkenen Zustand an einer Tankstelle randaliert. Um das zu vertuschen, erfanden sie einen Raubüberfall von angeblich als Polizisten verkleideten Verbrechern. „Das einzig Wahre an ihren Aussagen war, dass sie betrunken waren“, fasste es Polizeichef Fernando Veloso zusammen. Die Schwimmer hätten „Vandalismushandlungen begangen“. Auf einem Überwachungsvideo sind die entscheidenden Aktionen am frühen Sonntagmorgen zum Großteil zu sehen.

Brasilien ist verärgert über diese Lüge. Land und Leute fühlen sich verschaukelt, weil die US-Schwimmer gedacht haben: Rio de Janeiro ist so gewalttätig, da glaubt man uns das sofort. Weit gefehlt. Die brasilianische Justiz hat kurz die Zähne gezeigt, Pässe eingezogen, die jungen Männer vorgeführt, ihre Lügen eingestehen lassen und sie dann nach Hause geschickt. Das Olympische Komitee der USA (USOC) übermittelte die notwendige Entschuldigung. „Das Verhalten der Athleten ist nicht akzeptabel und spiegelt nicht die Werte des US-Teams wider“, teilte das USOC mit. Auch Lochte hat sich inzwischen entschuldigt, bleibt aber bei seiner Version vom Raubüberfall.

Brasilien hat mit dem Image zu kämpfen, ein Land zu sein, in dem nichts so richtig oder doch nur auf den letzten Drücker klappt. Eigentlich sollten die Olympischen Spiele der Welt zeigen, dass der südamerikanische Gigant bereit für die Erste Welt ist. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es ging in Rio zwar nichts richtig schief, aber vieles klappte eben auch nur so gerade. Mal waren die Schlangen beim Eintritt zu den Wettbewerben zu lang, dann das Essen knapp, der olympische Pool der Turmspringer grün. Und die Kriminalität war eben auch ein ständiges Thema. Mehr als ein halbes Dutzend Sportler wurde Opfer von Raubüberfällen. Das ist schon schlimm genug. Da kann man eine so dreiste Lüge wie die der US-Schwimmer nun wirklich nicht durchgehen lassen.