Berlin . 41-Jähriger hatte unter anderem auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff gearbeitet

Die erlogene Karriere bringt ihn ins Gefängnis: Ein falscher Arzt, der zuletzt Aida-Kreuzfahrtgäste behandelte, soll für drei Jahre in Haft. Der gelernte Krankenpfleger Denny H. schluckt, als er am Montag das Urteil des Berliner Landgerichts vernimmt. „Er hatte jeden Tag Ärzte vor der Nase und sah für sich keine Aufstiegsmöglichkeit“, sagt Richter Frank Klamandt. Es sei dem Angeklagten auch darum gegangen, sich selbst aufzuwerten und mehr Geld zu verdienen.

Der 41-jährige Angeklagte aus Sachsen-Anhalt senkt den Kopf. Zehn Jahre war er in einem Krankenhaus in Stendal tätig – engagiert und gelobt. „Doch er wurde mit seiner beruflichen Situation zunehmend unzufriedener“, so der Richter. Der Krankenpfleger nahm eine Auszeit. Sie endete mit dem kriminellen Plan, sich den Aufstieg zum angeblichen Anästhesisten mit Fälschungen selbst zu basteln.

Knapp sechs Jahre später ist nun das Urteil gefallen: Schuldig der Körperverletzung in 63 Fällen, der Freiheitsberaubung im Zusammenhang mit vorgenommenen Narkosen sowie des Betrugs, der Urkundenfälschung und des Missbrauchs von Titeln. Patienten seien nach bisherigen Feststellungen nicht zu Schaden gekommen. Doch Risiken hätten bestanden. „Er wäre nicht in der Lage gewesen, bei Komplikationen einzugreifen“, erklärt Klamandt.

Am Computer hatte sich Denny H. eine gefälschte Arztzulassung und die Bestätigung zum Dr. med. gefertigt. Dem Hochstapler ohne Abitur und Studium gelang es, eine Stellung bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation zu erhalten. Dass der angebliche Anästhesist nur Kopien einreichte, wurde nicht beanstandet.

Nach einer Tätigkeit in der Berliner Charité wurde er schließlich Arzt auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff. Innerhalb von zehn Monaten behandelte er etwa 1300 Patienten. Der Schwindel war 2015 aufgeflogen, als der Angeklagte einen neuen Ärzteausweis beantragte.

Der Angeklagte wischt sich eine Träne aus dem Auge. Er hatte auf eine Bewährungsstrafe gehofft. Die Richter folgten aber eher der Anklage, die drei Jahre und zehn Monate Haft verlangt hatte. Ob Rechtsmittel eingelegt werden, blieb zunächst offen. Bis zur Rechtskraft des Urteils kommt Denny H. nach acht Monaten Untersuchungshaft zunächst frei. Er will nun in eine andere Branche einsteigen: Ein befreundeter Dokumentarfilmer habe ihm eine Stelle angeboten.