Köln.

Spektakuläre Wende in einem 26 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall in Köln: Die Polizei sucht nach einem Mann, von dem jede Spur fehlte, seit er als Baby verschwand. Es gebe neue Hinweise darauf, dass der heute 27-Jährige noch lebe, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. „Möglicherweise weiß er gar nicht, dass er als vermisst gilt“, sagte ein Polizeisprecher.

Der Junge und seine Mutter waren 1990 spurlos verschwunden. Vor zwei Jahren rollte die Polizei den Fall wieder auf und fand neue Spuren. Nun gehen die Ermittler davon aus, dass das Kind unter anderem Namen bei Verwandten oder Freunden seines Vaters in München und Zagreb aufgewachsen ist.

Nach dem Verschwinden von Mutter und Kind richtete sich der Verdacht gegen den Vater, von dem sich die damals 39-Jährige zuvor getrennt hatte. Doch die Mordkommission fand keine ausreichenden Beweise dafür, dass der Mann seine Ex-Freundin getötet haben könnte. Die Ermittlungen wurden 1999 eingestellt. Die Polizei geht aber weiterhin davon aus, dass die Frau tot ist.

Den neuen Hinweisen zufolge hatte der Vermisste in der Vergangenheit auch Kontakt zu seinem Vater – und ahnte dabei wohl nichts von seinen Lebensumständen. Es sei möglich, dass die Familie, die das Kind damals aufgenommen habe, die Hintergründe gar nicht kenne. Der Vater sei untergetaucht, nachdem die Polizei ihre Ermittlungen wieder aufgenommen habe. Jetzt sucht die Polizei mithilfe sozialer Netzwerke und der Sat.1-Sendung „Fahndung Deutschland“ (Freitag, 19 Uhr) nach Zeugen. Die Ermittler verbreiten auch ein Foto des abgetauchten 61-Jährigen. „Wer weiß – vielleicht sieht sogar der vermisste Sohn dieses Bild und meldet sich daraufhin bei uns“, sagte der Polizeisprecher.