Wetzlar. Die Sängerin wurde von einem Flammenstrahl getroffen, sang aber weiter. Die Pyrotechnik versagte

Ihre linke Schulter ist von Blasen überzogen, die Haut rot, das Kostüm angebrannt und ein Fall für den Müll: Vor den Augen ihrer Fans ist Schlagerstar Andrea Berg (50, „Du hast mich tausendmal belogen“) bei einem dramatischen Feuerunfall auf der Bühne schwer verletzt worden. Doch anstatt ins Krankenhaus zu fahren, sang sie einfach weiter. Wie gelassen sie den Unfall wegsteckte – das beeindruckt auch Menschen, die mit Bergs Schlagermusik so gar nichts anfangen können.

Was war geschehen? Am Wochenende spielte die Sängerin ein Konzert in der hessischen Kleinstadt Wetzlar. Nach etwa zehn Minuten stimmte sie ihr drittes Lied an – „Piraten wie wir“. Zur Bühnendekoration gehörte ein feuerspeiender Drache. Doch plötzlich versagte die Pyrotechnik: Aus noch ungeklärter Ursache sprühte die Dracheninstallation das Feuer in die falsche Richtung, und zudem viel heftiger als geplant. Der Flammenstrahl traf Andrea Berg, geistesgegenwärtig drehte sie ihren Kopf zur Seite. Fans schrien geschockt auf. Über dem Schulterblatt, am Rücken und am Oberarm erleidet sie Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Im ersten Moment habe sie einen höllischen Schmerz gespürt, sagt Berg später. „Aber wenn du da oben vor ausverkaufter Arena auf der Bühne stehst und das Adrenalin hochschießt, vergisst du alles andere.“

Also sang sie weiter. In der Pause versorgte sie ein Sanitäter, etwa eine halbe Stunde später ging sie wieder raus auf die Bühne. Das Echo auf ihren heißen Auftritt in Wetzlar ist gewaltig. Berg reagierte und richtete sich auf ihrer Facebook-Seite direkt an ihre Fans. Tenor: Macht euch keine Sorgen. Ihr Bühnenkostüm sei „im Eimer, das ist angebrannt, aber das ist nicht so schlimm, das Kleid kann man ersetzen. Ich hoffe dagegen, dass meine verbrannten Hautstellen ohne große Narben wieder zusammenwachsen.“ Andrea Bergs Einsatzbereitschaft ist in der Schlagerbranche bekannt. Bei Autogrammstunden nimmt sie sich viel Zeit, auch sozial ist sie engagiert: Seit 1999 unterstützt sie ein Sterbehospiz in ihrer Heimatstadt Krefeld, wurde dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Am Niederrhein habe sie die schönste Zeit ihres Lebens verbracht, sagte Berg einmal in einem Interview. In Krefeld begann auch ihre Karriere. Tagsüber arbeitete sie als Arzthelferin, abends sang sie zusammen mit ihrer Band in Festzelten und beim Krefelder Karneval.

Sie lebt allerdings längst woanders – in Aspach bei Stuttgart. Dort betreibt sie zusammen mit ihrem zweiten Mann Ulrich Ferber, zuvor war sie mit dem Schlagerkollegen Olaf Henning verheiratet, ein Hotel. Manchmal schauen Gäste sie erstaunt an, wenn sie Berg im Frühstücksraum treffen und die prominente Hausherrin die Tische selber deckt – diese Geschichte gehört zu den oft erzählten Mythen von der engagierten, bodenständigen Starsängerin. Finanziell hat sie den Zweitjob als Gastronomin längst nicht mehr nötig. Dieter Bohlen schrieb für sie kommerziell erfolgreiche Hits wie „Du kannst noch nicht mal richtig lügen“ und „Ich werde wieder tanzen geh’n“. Ihr aktuelles Album „Seelenbeben“ wurde mit Platin ausgezeichnet.

Schon gestern wollte sie wieder auf der Bühne stehen

Berg könnte es sich leisten, einige Konzerte ausfallen zu lassen. Kommt für sie aber nicht infrage. Schon gestern wollte sie wieder auf der Bühne stehen, wie ihr Management mitteilt. Auch Feuereffekte wird es weiterhin geben. Berg stellt sich vor ihre Techniker: „Ich bin davon überzeugt, dass ein technisches Versagen die Ursache für das Unglück war. Meinen langjährigen Mitarbeitern vertraue ich voll und ganz. Die haben keinen Fehler gemacht.“