Cleveland. Täter eröffnete im Bundesstaat Louisiana das Feuer. War es ein Vergeltungsakt für den getöteten Afro-Amerikaner Alton Sterling?

War es ein Vergeltungsakt für den am 5. Juli bei einem höchst umstrittenen Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaner Alton Sterling? Nur wenige Kilometer von der Stelle entfernt, an der der 37-jährige Familienvater starb, ließen gestern in der Stadt Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana drei Polizisten ihr Leben. Sieben weitere wurden nach Angaben des Sheriffs zum Teil schwer verletzt. Wie Bürgermeister Kip Holden gegenüber Medien berichtete, wurden die Cops möglicherweise in einen heimtückischen Hinterhalt gelockt. Die Beamten seien wegen einer Schießerei alarmiert worden, nicht weit vom Polizeihauptquartier der 230.000-Einwohner-Stadt entfernt. Nach Berichten von Augenzeugen und der Polizei hat ein in Schwarz gekleideter Täter mit einem Sturmgewehr das Feuer auf die Polizei eröffnet. Er wurde im Verlauf der Schießerei tödlich getroffen. Über Hintergründe, Motive und Ablauf des Geschehens lagen bis zum Abend keine genauen Informationen vor. Die Polizei untersucht nach Medienangaben, „ob es sich um einen Vergeltungsakt gehandelt hat“.

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards zeigte sich erschüttert. Die Tat sei eine „unbeschreibliche Attacke gegen uns alle zu einem Zeitpunkt, an dem wir so bitter Heilung nötig haben“, sagte er. Fernseh-Stationen vor Ort interviewten Passanten, die ihren Tränen freien Lauf ließen. „Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf?“, sagte stellvertretend der 71-jährige Benjamin Mortimer. Präsident Obama sprach von einem „Angriff von Feiglingen“.

Baton Rouge war erst Anfang des Moments Ausgangspunkt einer Welle der Gewalt, die die gesamten USA schwer erschüttert hat. Nach dem Tod des Afroamerikaners Alton Sterlings, der aus nächster Nähe von der Polizei erschossen worden war, gab es einen ähnlich unverhältnismäßigen Einsatz gegen einen schwarzen Autofahrer in
St. Paul/Minnesota. Er starb bei einer gewöhnlichen Fahrzeugkontrolle. Beide Fälle wurden durch Handykameras dokumentiert. Es kam darauf zu landesweiten Demonstrationen der Bewegung „Black Lives Matter“ (Schwarzes Leben zählt). Dabei nahm ein schwarzer Armee-Veteran in Dallas/Texas furchtbare Rache – er tötete mit Absicht fünf weiße Polizisten. Es war der folgenschwerste Gewaltausbruch gegen „Cops“ seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Präsident Obama verkürzte aus diesem Grund seine jüngste Europareise. Bei einem Trauergottesdienst rief er das Land zur Mäßigung auf. Polizei-Brutalität sei ebenso wenig zu rechtfertigen wie Lynchjustiz gegen die, „die uns beschützen“, sagte Obama.

Die jüngste Tragödie in Baton Rouge hat die Verantwortlichen für die Sicherheit des heute in Cleveland beginnenden Parteitags zur Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in Alarmstimmung versetzt. Afroamerikanische Lobbyverbände, darunter die als militant geltenden „New Black Panther“, haben angekündigt, mit ihren Waffen vor Ort demonstrieren zu wollen. Im Bundesstaat Ohio ist das Tragen von Pistolen und Gewehren für lizenzierte Waffenbesitzer erlaubt.