Berlin. Fünf Jahre arbeitete Denny H. mit gefälschten Dokumenten

Vermutlich glaubte Denny H. irgendwann selber, ein Arzt zu sein. Er war unglaublich überzeugend und schien an seinem Können keine Zweifel zu haben. Kollegen beschieden ihm große Kompetenz. Es kam dann doch alles raus – weil er seinen Vornamen nicht mochte und für einen neuen Arztausweis einen anderen erfand: Cato. Das fiel einem Mitarbeiter der Ärztekammer auf.

Seit Donnerstag muss sich Denny H. alias Dr. med. Cato H. vor einer Berliner Strafkammer wegen Missbrauchs von Titeln, Urkundenfälschung und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Zu Beginn des Prozesses gesteht der 41-Jährige. Fünf Jahre gab er sich mit gefälschten Dokumenten als Arzt aus. Er hat als Koordinator bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation gearbeitet, als Dozent an der Berliner Charité, als Anästhesist bei einem befreundeten Belegarzt und als Schiffsarzt auf der „Aida Vita“.

„Ich wollte schon mit neun Jahren Medizinmann werden“, heißt es in seiner Erklärung. Er habe damals die Bücher von Karl May, in denen ja immer wieder Medizinmänner vorgekommen seien, „förmlich verschlungen“.

Sein Vater habe ihn darin bestärkt und ihm „viel über die heilende Wirkung von Pflanzen erzählt“. Doch dann gab es die Scheidung seiner Eltern und wenig später den Stiefvater, der ihn nicht mochte und ihm auch spöttisch zu verstehen gegeben habe, dass er das Abitur nicht schaffen werde.

Denny H. schaffte es tatsächlich nicht, konnte also nicht Medizin studieren, dafür aber immerhin Krankenpfleger werden. Offenkundig auch ein guter. Immerhin wurde er seit 1999, gleich nach dem bestandenen Examen, auf der Intensivstation des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal eingesetzt. Hier arbeitete er zehn Jahre lang.

Was Motiv für seine Hochstapeleien war, hat Denny H. auch in mehr als sieben Monaten Untersuchungshaft für sich selbst nicht restlos klären können. Er bietet dem Gericht verschiedene Varianten an. So soll ihn die zunehmende Verschlechterung der Zustände auf der Intensivstation, wo es nur noch um Maximierung der Einkünfte für das Krankenhaus gegangen sei, gequält haben. Darum sein Plan, selber Arzt zu werden und es besser zu machen.

Auch Variante zwei setzt auf Selbstlosigkeit: Er habe bei einer mehrwöchigen Privatreise durch Südostasien die Landbevölkerung medizinisch versorgt – genauer erklärt er das nicht. Dabei sei ihm die Idee gekommen, sich als Arzt auszugeben: „Ich wollte Menschen helfen und wusste, dass ich fachlich gut bin.“ Immerhin besitze er rund 1000 medizinische Bücher.

Vor Gericht entschuldigte sich Denny H. für seine Taten. Ein Urteil wird für August erwartet.