Baltimore.

Es gibt wenige Mordfälle, über die in Amerika mehr bekannt ist, als über Adnan Syed und Hae Min Lee. Im Jahr 2000 wurde der gebürtige Pakistani Syed des Mordes an seiner Freundin Lee für schuldig befunden. Die US-Journalistin Sarah Koenig hatte den Fall 2014 in ihrer preisgekrönten Hörfunk-Podcast-Reihe „Serial“ aufgegriffen. Seither hörten weltweit 100 Millionen Fans gebannt zu, wie Koe­nig die vielen Ungereimtheiten in einem beispiellosen akustischen Kaleidoskop freilegte. In Baltimore verfügte Richter Martin Welch nun die Neuauflage des Prozesses. Adnan Syed, der stets seine Unschuld beteuerte, sei Unrecht widerfahren, sagte er. Seine damalige Anwältin, die inzwischen verstorbene Cristina Gutierrez, habe bei der Beweiserhebung und Verteidigung Fehler gemacht. Das Gericht hatte sich bei der Verurteilung in erster Linie auf Jay, einen langjährigen Freund Syeds, gestützt. Entlastungszeugen wurden nicht ausreichend gewürdigt.

In den einschlägigen Internetforen, in denen nach den „Serial“-Episoden wochenlang leidenschaftlich im Stil von Hobbykommissaren diskutiert und ergänzt wurde, war die Reaktion einhellig: „Endlich!“ Das Gericht hatte sich bei der Verurteilung in erster Linie auf Jay, einen langjährigen Freund Syeds, gestützt. Entlastungszeugen wurden nicht ausreichend gewürdigt. Koenigs Projekt, im Internet unter www.serialpodcast.org millionenfach heruntergeladen und längst preisgekrönt, hat den Druck auf die Justiz immer größer werden lassen. Das Gericht in Baltimore wies den Zusammenhang zwar gestern zurück. Aber, so Leser der Lokalzeitung „Baltimore Sun“, „ohne ‚Serial‘ säße Adnan Syed wahrscheinlich bis an sein Lebensende weiter hinter Gittern.“