Berlin. Nicht in jeder Kultur gilt der Handschlag als Zeichen von Respekt und Freundlichkeit. Das musste nun eine Lehrerin aus Berlin erfahren.

Ein Berliner Imam hat eine Lehrerin angezeigt, weil sie angeblich seine Religion verletzt haben soll. Das berichtet der Fernsehsender RBB. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung ist dem Bericht zufolge eine Rangelei in der Schule des Sohnes des Imams. Der Sohn war wegen einer Prügelei schriftlich verwarnt worden – und sollte zusammen mit seinem Vater und Mutter zu einem pädagogischen Gespräch in der Schule erscheinen.

Zu Beginn des Gesprächs habe der Imam Kerim Ucar gegenüber der Lehrerin klargestellt, dass er aus religiösen Gründen einer Frau nicht die Hand geben könne. Nach Darstellung des muslimischen Ehepaars eskalierte daraufhin der Streit. Vier Mal soll die Pädagogin den Geistlichen unter Berufung auf eine notwendige Respektbezeugung und deutsche Gebräuche nachdrücklich aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen.

Hand aufs Herz als Zeichen des Respekts

Laut Imam habe er die Aufforderung freundlich aber bestimmt zurückgewiesen, stattdessen zum Gruß seine Hand aufs Herz gelegt. Dazu habe er erklärt, diese Geste sei die höchste in seiner Religion mögliche Respektbezeugung bei der Begrüßung einer Frau. Die Lehrerin habe das jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und habe schließlich das Gespräch für beendet erklärt.

Laut RBB wartete der Imam eine Woche vergeblich auf eine Entschuldigung durch die Schule. Schließlich habe er eine Anzeige bei der Polizei wegen Beleidigung und Verletzung der Religionswürde erstattet. Den Schulvertrag für ihre zwei Söhne habe die Familie gekündigt.

„Diskriminiert und beleidigt wegen unserer Religion“

Der Sender zitiert den Imam: „Die Aktion der Lehrerin war beabsichtigt, sie beruht auf Vorurteilen. Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber dem Glauben der anderen und Fremdenfeindlichkeit.“ Dessen Frau Dilek Ucar ergänzt: „Wir wurden diskriminiert und beleidigt wegen unserer Religion. Und wir sind auch zutiefst in unserer Persönlichkeit verletzt worden. Und das alles vor unserem Sohn.“

Die Privatschule äußert sich laut RBB zur Sache nicht, signalisiere aber weiterhin Gesprächsbereitschaft mit der Familie.

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.