Potsdam. Der Brandenburger Silvio S. soll Mohamed (4) und Elias (6) ermordet haben. Die Taten lösten Entsetzen aus. Jetzt startet der Prozess.

Silvio S. hat einen Teddybären in der linken Hand, als er sich in Berlin unter die langen Schlangen von Flüchtlingen mischt und dreist ein kleines Kind entführt. Am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) warten im Oktober 2015 Hunderte Menschen auf ihre Registrierung. Zur unübersichtlichen Masse gehört auch Mohamed. Erst nimmt niemand größere Notiz davon, als Silvio S. mit dem Vierjährigen verschwindet. Einen Tag später ist Mohamed tot. Doch noch wochenlang läuft eine verzweifelte Suche nach dem Kind.

Es wurde missbraucht und umgebracht. Der 33-jährige Silvio S. wird von diesem Dienstag an in Potsdam wegen Mordes auf der Anklagebank sitzen. Nicht nur der grausige Tod des kleinen Flüchtlingsjungen aus Bosnien-Herzegowina wird dem unscheinbaren Wachmann zur Last gelegt: Er soll auch den sechsjährigen Elias aus Potsdam umgebracht haben. Die beiden Verbrechen erschütterten im Herbst Deutschland.

Verstörende Details

Elias war im Juli 2015 von einem Spielplatz im Potsdamer Stadtteil Schlaatz verschwunden. Vier Monate lang unternahmen daraufhin die Polizei, die Familie, Freunde und engagierte Bürger immer neue Anstrengungen, um den Sechsjährigen zu finden. Erst die Festnahme und das Geständnis von Silvio S. im Zusammenhang mit Mohamed brachten Anfang November die schreckliche Gewissheit: Auch Elias ist tot.

Die Vorwürfe gegen Silvio S. wimmeln von verstörenden Details. Der Einzelgänger aus dem Ort Niedergörsdorf südlich von Berlin soll nach Erkenntnissen der Ermittler vor den Verbrechen an einer Puppe den Missbrauch geübt haben. Am 8. Juli lockte er der Anklage zufolge Elias in Potsdam in sein Auto und nahm ihn gegen dessen Willen mit.

Ähnliches Vorgehen in beiden Fällen

Dabei soll er im Sinn gehabt haben, den Jungen zu missbrauchen. Als der Sechsjährige trotz Schlafmittel und Knebel zu weinen und schreien begonnen haben soll, soll Silvio S. ihn zu Tode stranguliert haben.

Am 21. Oktober beging S. laut Anklage die nächste Entführung, dieses Mal von Mohamed. Erneut soll der Mann das Opfer in sein Auto gelockt haben. Er habe es nahe der Berliner Behörde geparkt, heißt es.

Den Vorwürfen zufolge fuhr der Angeklagte an dem Tag mit dem kleinen Jungen gegen dessen Willen zu seiner Wohnung in Niedergörsdorf. Dieses Mal soll es zu einer Missbrauchstat gekommen sein. Das Kind, das zunächst unter Einfluss von Schlafmitteln stand, soll irgendwann laut nach seiner Mutter geschrien haben. Zu dem Zeitpunkt saß laut Anklage im Erdgeschoss der Vater des Angeklagten. Aus Angst vor Entdeckung der Tat und aus Wut soll Silvio S. das Kind erst mit Händen gewürgt und später mit einem Gürtel stranguliert haben.

Silvio S. sitzt in Einzelhaft – als Schutz

Als immer bessere Fahndungsbilder von dem Mann mit dem Teddybären veröffentlicht wurden, erkannte die Mutter von Silvio S. ihren Sohn. Sie stellte ihn zur Rede, griff zum Telefonhörer und rief die Polizei. Silvio S. gestand bei der Polizei zunächst, Mohamed getötet zu haben. Überraschend gab er dann zu, auch Elias umgebracht zu haben.

Die Empörung über Silvio S. schlägt nicht nur außerhalb der Gefängnismauern hohe Wellen: Der Untersuchungshäftling ist laut dem brandenburgischen Justizministerium zu seinem eigenen Schutz getrennt von den Mithäftlingen untergebracht. Auch der Prozess wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen geführt werden. (dpa)