Berlin. Bande soll sich mit Falschgold 55 Millionen Euro erschwindelt haben

Wegen Anlagebetrugs mit möglicherweise 6000 Geschädigten stehen seit Donnerstag sechs Angeklagte vor dem Landgericht Berlin. Vier der Verdächtigen sollen als Bande mit vorgetäuschten Goldgeschäften rund 55 Millionen Euro von Kunden erschwindelt haben. Dem Prozess war ein spektakulärer Fund von fast vier Tonnen Falschgold in einer Villa in Berlin vorausgegangen.

Die Beschuldigten sind 46 bis 67 Jahre alt. Ein Ehepaar wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Der 55-Jährige und die 67-jährige Frau – beide wegen Betrugs vorbestraft – sollen laut Anklage mit einem 46-Jährigen eigens eine Unternehmens- und Vertriebsstruktur für Anleger vermeintlich sicherer Goldanlageprodukte aufgebaut haben.

Unter dem Dach einer von ihnen gegründeten „Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung“ wurden den Verantwortlichen den Ermittlungen zufolge Beträge von bis zu 200.000 Euro anvertraut. Die mutmaßlichen Betrüger sollen den Kunden vorgegaukelt haben, sie würden Goldbarren kaufen und gewinnbringend damit handeln. Tatsächlich seien solche Geschäfte aber gar nicht realisiert worden. Unter den Angeklagten befinden sich auch ein Rechtsanwalt und ein Steuerberater.

Der mutmaßliche Schwindel endete vor knapp anderthalb Jahren. Mit 120 Beamten war die Polizei im Einsatz, um 19 Objekte in Berlin und Köln zu durchsuchen. In einem Tresor im Keller einer Villa wurden fast vier Tonnen Falschgold entdeckt: Barren aus minderwertigem Material und mit einem hauchdünnen Goldüberzug. Für 309.000 Euro soll einer der Angeklagten die Dummys in China bestellt haben, um Anleger zu täuschen.

Der überwiegende Teil der Kundengelder floss aus Sicht der Ermittler in die Taschen der mutmaßlichen Betrüger für private Zwecke wie Hobbys oder Sport-Sponsoring sowie in Provisionen für eine Vielzahl von Vermittlern. Zudem seien mehr als 900.000 Euro in den Bau einer Villa in der Dominikanischen Republik gesteckt worden sowie weit über zwei Millionen Euro in ein Wassergrundstück in Brandenburg.

Verteidiger bezeichneten die Anklage als mangelhaft. So seien die 6000 Geschädigten im Anklagesatz nicht „individualisiert“ angegeben worden. Zudem habe die Staatsanwaltschaft unzulässige Wertungen und Würdigungen vorgenommen, dies aber sei Aufgabe des Gerichts. Der Vorsitzende Richter erklärte, das Gericht werde die Anträge in Ruhe prüfen. Der Prozess wird am 16. Juni fortgesetzt.