Zürich.

    Schweizer sind nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Doch wenn es um die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels geht, kennt die Begeisterung kaum Grenzen. Von „historischen Dimensionen“ ist die Rede – und vom „Stolz einer ganzen Nation“: Am 1. Juni wird mit einem großen Staatsakt der längste Eisenbahntunnel der Welt offiziell eröffnet – der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel zwischen Erstfeld im Kanton Uri und Bodio im Südkanton Tessin. Mehrere Tage lang gibt es danach noch Volksfeste. Das Jahrhundertbauwerk, das sieben Kilometer länger ist als der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und England, könnte Verantwortliche für Großprojekte in Deutschland vor Neid erblassen lassen: Trotz der gewaltigen Dimensionen wurde das größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Eidgenossenschaft mit der sprichwörtlichen Präzision eines Schweizer Uhrwerks durchgezogen – ohne große Kostenüberschreitungen und am Ende sogar ein Jahr vorher als 2007 nach einer nötigen Zeitplankorrektur geplant. 12,2 Milliarden Franken (11,0 Milliarden Euro) waren allein für das Kernstück des Gotthard-Basistunnels veranschlagt.

    Dank dieser Meisterleistung, an der in Spitzenzeiten 2400 Arbeitskräfte – unter ihnen viele Deutsche – beteiligt waren, besteht nun eine weitgehend ebene Gleisbettverbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer. Personenzüge können den Tunnel mit bis zu 250 Stundenkilometern durchrasen. Die Verbindung zwischen Zürich und Lugano soll sich um 45 Minuten auf rund zwei Stunden verkürzen. Zahlen, die pure Begeisterung wecken in einem Land, dessen Einwohner mit rund 2300 Schienenkilometern pro Person und Jahr als Bahnreise-Weltmeister gelten.