Nevers. Französisches Gericht verurteilt Mediziner wegen qualvoller Behandlungen zu acht Jahren Haft

Ein als „Zahnarzt des Grauens“ bekannt gewordener Niederländer ist in Frankreich wegen Gewalt gegen Patienten zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dem Mann wurde vorgeworfen, mehrere Dutzend Menschen bei seinen Behandlungen verstümmelt zu haben. Neben der Gefängnisstrafe verhängte das Gericht in Nevers im Zentrum des Landes auch ein Berufsverbot, wie die Regionalzeitung „Le Journal du Centre“ am Dienstag online berichtete. Damit folgten die Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Der Mann hatte 2008 eine Praxis im Ort Château-Chinon eröffnet, wo es keinen Zahnarzt mehr gab. Nach einiger Zeit häuften sich Beschwerden. Eine Frau sagte beispielsweise, dass ihr acht Zähne auf einmal gezogen wurden, andere berichteten von Infektionen und bleibenden Schäden. Die Staatsanwältin hatte in ihrem Plädoyer im März ein „Gesundheitsdesaster“ beklagt und dem Mann vorgeworfen, sein Ziel sei es gewesen, mehr Geld von der Krankenversicherung zu bekommen.

Anfangs war der Niederländer in dem 2100-Einwohner-Ort freudig empfangen worden. Château-Chinon war eine „medizinische Wüste“, wie es in Frankreich blumig heißt: Der letzte Zahnarzt hatte 2006 seine Praxis geschlossen. Ein Headhunter brachte den Arzt in die Provinz. „Wir hatten große Hoffnungen in ihn gesetzt“, sagte der frühere Bürgermeister in einem Interview. Was nicht bekannt war: In den Niederlanden hatte es Beschwerden gegeben – doch nach dem Umzug legten die dortigen Behörden den Fall zu den Akten. Mit der Zeit tauchten auch in Frankreich Alarmsignale auf: der hohe Umsatz, Beschwerden von Patienten. Im Ort wird erzählt, dass der Mann auf großem Fuß lebte.