Washington. Gegen den deutschen Zauberkünstler wurde in Las Vegas Anklage erhoben. Am 6. Juni beginnt der Prozess. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft

In seiner Show „New Illusions“, die bis vor Kurzem in Las Vegas lief, befreite sich Jan Rouven wie ein Houdini im Handumdrehen aus Zwangsjacken, vernagelten Kisten und mit Ketten verschlossenen Wassertanks. Die Fußfesseln, die der Rheinländer am Mittwoch vor Richter Bill Hoffmann trug, waren für den Entfesselungskünstler dagegen nicht zu öffnen. Der 38-Jährige muss sich in Las Vegas wegen eines Vorwurfs vor der Justiz verantworten, der ihm im Falle einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft einbringen kann. Er soll Kinderpornografie „besessen, empfangen, verteilt und beworben“ haben, wie es offiziell heißt. Bei der Anklageverlesung erklärte sich der mit seinem Manager Frank Alfter verheiratete Kerpener in allen Punkten für „nicht schuldig“. Ab 6. Juni erwartet ihn der Prozess. Seit Mitte vergangenen Monats sitzt er hinter Gittern.

Nach Gerichtsunterlagen begannen die Ermittlungen im vergangenen Sommer. Ein verdeckter Ermittler der Bundespolizei FBI aus Buffalo/New York soll einen Internet-Ring unterwandert haben, in dem Kinderpornos getauscht wurden. Einige der Dateien seien zu Rouven zurückverfolgt worden, der sich den Tarnnamen Lars Schmidt („Lars45“) gegeben habe. Das Material soll Sex mit Männern und kleinen Jungen gezeigt haben. Einige seien maximal vier Jahre alt gewesen. Im Januar durchsuchten Fahnder die Villa Rouvens und beschlagnahmten Computer und Festplatten. Darauf seien 3235 Videos und 105 Fotos mit kinderpornografischem Inhalt gefunden worden. Für Nachfragen dieser Zeitung standen weder das FBI noch die Staatsanwaltschaft zur Verfügung.

Die Version von Rouvens Anwalt Jess Marchese geht anders: In der Villa Rouvens seien viele Gäste regelmäßig ein- und ausgegangen. „Sie kannten das Passwort zum Wifi-Netz“, sagte der Strafverteidiger dieser Zeitung, „es war nicht Jan, der mit Kinderpornografie zu tun hatte.“ Indiz dafür sei, dass die Festplatte mit einschlägigen Fotos und Filmen draußen auf der Straße gefunden worden sei. Mit Unterstützung eines weiteren Anwalts, eines Privatdetektivs und eines Computerexperten, so Marchese, werde man die Unschuld Rouvens beweisen. „Wir sind gut gewappnet.“

Die in US-Medien kolportierten Aussagen von Rouvens Ehemann Frank Alfter seien „aus dem Kontext gerissen“. Der Ehemann soll sich gegenüber dem FBI darüber ausgelassen haben, dass Jan Rouven „24 Stunden am Tag“ Pornos schaut. Marchese bestreitet nicht, dass Rouven häufiger Pornos konsumierte. „Für und mit Erwachsenen. Das ist nicht illegal.“ Ob Rouven bis Prozessbeginn in Haft bleiben muss, entscheidet sich am 19. April. Sein Anwalt will dem Gericht dann erklären, warum bei seinem Mandanten kein Grund zur Sorge besteht, wenn man ihn gegen Kaution auf freien Fuß setzt. „Wer unschuldig ist, der flieht nicht.“