Montabaur/Essen. Familie dankt nach Germanwings-Absturz für Trost und Beistand: „Liebenswerten Menschen verloren“

Auch Familie Lubitz aus Montabaur verlor beim Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 ihren Sohn und Bruder. Gut ein Jahr nach dem Unglück, bei dem Andreas Lubitz († 27) in den französischen Alpen 149 Menschen mit in den selbst gewählten Tod riss, meldet sich die Familie nun erstmals öffentlich zu Wort: In einer Zeitungsanzeige dankt sie der Stadt, Nachbarn und Freunden „Andys“ für Trost, Beistand und Zusammenhalt.

„Wir haben“, heißt es in der Annonce für „Andreas“, unterschrieben nur mit „Deine Mama, Dein Papa und Dein Bruder“, „in dieser sehr schweren Lebenssituation von so vielen Seiten erfahren, wie viel Wertschätzung ihm und uns entgegengebracht wurde.“ Man wisse nun, „auf welch liebevolle Art an Andy erinnert wird“.

Man habe, schreibt die Familie, „einen liebenswerten und wertvollen Menschen verloren“. Das vergangene Jahr beschreibt der Text, dem auch ein fröhliches Foto des Co-Piloten beigefügt ist, als eines „voller Erschrecken und Angst, Nichtbegreifen, Ruhelosigkeit, Sprachlosigkeit, Verzweiflung und nicht bewältigter Trauer“. Über der Anzeige steht der Satz: „Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen Stufen wären, würden wir hinaufsteigen und Dich zurückholen.“

Angehörige der Opfer reagierten teils entsetzt. Gegenüber der Bildzeitung erklärten sie, die Trauer der Eltern zu verstehen, nannten den Weg über eine Anzeige aber „pietätlos“ und „ignorant“ – zumal die 149 Toten mit keinem Wort erwähnt würden. Vor gerade einmal zehn Tagen hatten die Familien der Opfer, darunter 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern, zum Jahrestag an der Absturzstelle der Verstorbenen gedacht. Der Name Andreas Lubitz war dort nicht genannt worden. Beim Staatsakt vor einem Jahr hatten im Kölner Dom hingegen 150 Kerzen gebrannt.

Für den Essener Trauerbegleiter Dirk Matzik ist die Danksagung der Familie „ein mutiger Schritt“. Auch sie habe „ein Recht zu trauern“, auch diese Eltern seien „Opfer“. Sie müssten, so Matzik, „mit dem Schlimmen leben“: den Sohn verloren zu haben und zu wissen, dass er „so viele andere Menschen mitgenommen hat in den Tod“.