München. Der Bandleader und Klarinettist starb mit 93 Jahren. Er stand bis zuletzt auf der Bühne

Noch zur Beerdigung seines Freundes Max Greger im vergangenen August hatte er seine Klarinette mitgebracht. Hugo Strasser spielte live für seinen Weggefährten: „Yesterday“ von den Beatles. Der 93-Jährige hatte Tränen in den Augen. Strasser, Greger und der 2013 gestorbene Paul Kuhn waren viele Jahre als Swing-Legenden unterwegs.

Er habe nicht geglaubt, dass er als Letzter übrig bleiben werde, sagte Strasser. „Der nächste bin ich.“ Nun gibt es die Swing-Legenden nicht mehr. Am Donnerstag ist Strasser gestorben, ein gutes halbes Jahr nach dem Saxofonisten Greger und zweieinhalb Jahre nach dem Pianisten Kuhn. Am 7. April wäre er 94 Jahre alt geworden.

Noch zu Strassers 90. Geburtstag waren die drei mit der SWR Big Band quer durch Deutschland unterwegs. „Wir sind fast überall ausverkauft“, sagte Strasser damals stolz. „Es gibt meiner Ansicht nach keine bessere Medizin als dieses Erfolgserlebnis: Sie gehen auf die Bühne, Sie werden herzlichst willkommen geheißen. Es ist einfach ein wunderschönes Gefühl, seinen Beruf ausüben zu können, auch in diesem hohen Alter und mit der Gewissheit: Die Leute kommen nur deshalb, weil sie das hören wollen, was wir spielen.“ Musik war ihr Lebenselixier. Greger, der 89 Jahre alt wurde und auch bis zuletzt auftrat, sagte einmal, es zwicke schon mal hier und dort – aber auf der Bühne sei das alles vergessen.

Strasser wurde 1922 in München als fünftes von sechs Kindern geboren. Der Vater wollte, dass er Geige lernt. Doch Strasser hatte seinen eigenen Kopf, begann eine Schriftsetzerlehre - und bekam eine Bleivergiftung. 1937 begann er sein Studium an der Akademie für Tonkunst in München und konzentrierte sich auf die Klarinette. Die Ausbildung endete nach drei Jahren: Strasser wurde eingezogen. Die Klarinette rettete ihm dann womöglich das Leben. Unter den Einberufenen war eine Handvoll Musiker, sie gründeten eine kleine Band. Die fiel dem Hauptmann auf. „Er hat sich begeistert und gesagt: Diese fünf behalten wir“, berichtete Strasser. Die anderen zogen an die Front, die Musiker blieben in Stettin, als „Hilfsausbilder“.

1955 bildete Strasser sein erstes eigenes Tanzorchester. Seine Platten verkauften sich millionenfach. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit zwei Goldenen Schallplatten, dem Deutschen Schallplattenpreis und dem Goldenen Tanzschuh.