Birmingham. Bei der Show in Birmingham werden den Tieren sogar Leibwächter zur Seite gestellt – die Rivalität ist groß

Es ist die größte Hundeschau der Welt. Und die älteste: In diesem Jahr feiert „Crufts“ das 125-jährige Bestehen. Auf der viertägigen Schau in Birmingham werden bis einschließlich Sonntag fast 22.000 Hunde aus 47 Ländern gezeigt – deutsche Züchter sind mit 298 Hunden vertreten. Diesmal herrschen in Birmingham besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen, nachdem im letzten Jahr Jagger, ein Irish Setter, vergiftet wurde. Jetzt bekommen Schauhunde erstmals ihre eigenen Leibwächter.

Züchter aus aller Welt sind angereist, denn hier geht es um mehr als um die reine Liebe zum Vierbeiner. Wer in Birmingham einen Preis erringt, darf stolz sein: Eine Crufts-Trophäe gilt als die höchste Auszeichnung für Herrchen, Frauchen oder Hund. Zwar ist ein Sieg bei Crufts nur mit einem eher symbolischen Preisgeld von 100 Pfund, umgerechnet etwa 140 Euro verbunden. Aber das Prestige zählt unendlich viel mehr. Und wer als Züchter sagen darf, dass zum Stammbaum eines Hundes ein Crufts-Gewinner gehört, kann für seine Tiere viel Geld verlangen. Daher ist der Wettbewerb erbittert und die Rivalität groß. Sobald ein Welpe von einem preisgekrönten Hund abstammt, steigt sein Preis. Während ein herkömmlicher Bearded Collie rund 800 Euro kostet, können bei einem erlesenen Elternteil 5000 Euro verlangt werden. Für einen Deutschen Schäferhundwelpen schnellen die Preise bei edler Abstammung von etwa 1500 Euro hoch auf das bis zu 20-Fache.

Getrickst wurde schon immer bei Crufts. Da ließ man eine läufige Hündin in die Nähe von preisverdächtigen Rüden, die prompt alle Disziplin vermissen ließen. Da klebte man ein Kaugummi in das manikürte Fell eines Konkurrenten. Oder man mischte ein Abführmittel in das Futter von Rivalen und zerstörte deren Preischancen, weil sich ein Hundehaufen während der Vorführung bei den Preisrichtern ganz schlecht macht. Doch im letzten Jahr kam es zum Äußersten: Dem dreijährigen Rüden Jagger wurde Gift ins Futter gemischt.

„Mord bei Crufts!“ hieß es in den Boulevardblättern und die Nation war entsetzt, dass so etwas bei solch einer altehrwürdigen Institution wie Crufts passieren konnte. Nicht noch einmal, nahmen sich die Veranstalter vor. In diesem Jahr wird es verstärkte Pa­trouillen geben, sowie mehr Sicherheitskameras und zusätzlich wird jedem Aussteller ein Extrapass gegeben, der, wie Caroline Kisko vom Veranstalter und Züchterverband Kennel Club unterstreicht, „ihnen erlaubt einen Freund oder Familienmitglied mitzubringen, um sicherzustellen, dass ihre Hunde niemals unbeaufsichtigt gelassen werden.“ Leibwächter für die Vierbeiner – so weit ist es gekommen.

Walisischer Corgi Winnywird zum Internetstar

Die Hunde kämpfen in den nach Rassen getrennten Kategorien um die begehrte Trophäe mit dem Titel „Best in Show“, die am Ende des Events zum Höhepunkt am Sonntagabend verliehen wird. Im letzten Jahr ging der Hauptgewinn ins Ausland: Knopa, eine fünfjährige Hündin der Rasse Scottish Terrier, gehört russischen Besitzern und wurde in den USA gezüchtet. Trend in diesem Jahr sind zwei neue italienische Rassen: Cirneco dell’Etna und Lagotto Romagnolo bekommen erstmals ihre eigenen Zuchtklassen.

Noch ein Trend: Erstmals präsentiert Crufts in diesem Jahr auch seine „Instagram Stars“. Das sind sechs Hunde, die es zu weltweitem Promi-Status dank sozialer Medien gebracht haben. Winny zum Beispiel, ein walisischer Corgi, hat 18.700 „Followers“ auf der Onlinefotoplattform Instagram. Winny darf sich rühmen, den Niedergang seiner Rasse gestoppt zu haben.

Beliebt ist die Hundeschau allemal, doch es gibt Kritik. Tierschützer werfen Crufts vor, dem Trend zur Überzüchtung Vorschub zu leisten. Da gibt es Spaniels mit extrem flachen Schädeln, Dackel mit zu langen Wirbelsäulen, Bulldoggen mit zu kurzen Nasen und Dänische Doggen mit zu großen Köpfen. Die Liste ist lang. All diese Merkmale führen zu Schäden bei den Hunden selbst, sagen die Tierschützer.