Berlin. Zum Comeback der Mystery-Serie veröffentlicht die CIA Fälle angeblicher Ufo-Sichtungen – auch über Deutschland

Die Jäger des Unerklärlichen sind zurück – und wie. Die erste neue Staffel der US-Mysteryserie „Akte X“ nach 14 Jahren startete letzten Montag auf ProSieben mit sensationellen Quoten. 3,12 Millionen Menschen wollten den Agenten Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) dabei zusehen, wie sie „unheimliche Fälle des FBI“ (so der Untertitel) ermitteln. Auch der US-Auslandsgeheimdienst CIA gehört offenbar zu den Fans. Im Zuge des „Akte X“-Fiebers wühlten die Beamten in ihren Geheimarchiven über Ufo-Fälle und stellten auf ihrem Blog zehn Fälle zusammen, an denen ihrer nach Meinung Mulder und Scully ihre Freude hätten.

Säuberlich sortiert nach Fällen, mit denen sich Skeptikerin Scully bestätigt fühlen würde, weil sie sich logisch aufklären ließen, und nach Fällen, die rätselhaft blieben und die daher Mulder zugeordnet werden, der an das Übersinnliche glaubt. Sie stammen meist aus den 50er-Jahren, einer kriegstraumatisierten Epoche zwischen technischem Aufbruch und Zukunftsangst.

Schauplatz eines ungeklärten Falls: Ostdeutschland. Oskar Linke, ehemaliger Bürgermeister von Gleimershausen, war am 17. Juni 1950 mit seiner elfjährigen Tochter Gabriele auf dem Motorrad nahe des Ortes Haselbach unterwegs, als ein Reifen platzte. Sie mussten den Heimweg zu Fuß fortsetzen, als sie im Wald zwei Wesen mit „metallischer Kleidung“ mit blinkenden Signalen erblickt haben wollen . Hinter den Gestalten, so steht es in der CIA-Akte, soll sich ein etwa 15 Meter großes Objekt befunden haben, das einer Bratpfanne ähnelte, aus dessen Mitte ein zylindrischer Turm herausragte. Als die Wesen die beiden bemerkten, sollen sie mit ihrem Ufo geflüchtet sein. Linke wiederholte seine Aussagen in einer eidesstattlichen Erklärung. Er glaubte übrigens, eine sowjetische Tötungsmaschine gesehen zu haben. Von Ufos hatte er angeblich noch nie etwas gehört. Gabriele Linke hielt auch 2014 vor Reportern an ihrem Erlebnis fest. Sie hätte das Gesehene damals als etwas empfunden, was die moderne Nachkriegszeit so mit sich bringen würde.

3000 Fälle werden dem Team jedes Jahr geschildert

Wer sich in Deutschland durch Himmelsphänomene beunruhigt fühlt, kann sich an die Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens e.V (GEP) in Lüdenscheid wenden. „Wir bekommen mehrere Sichtungen im Monat gemeldet. 3000 Fälle unidentifizierter Flugobjekte hat die GEP in den letzten Jahrzehnten untersucht“, sagt Vorstand André Kramer. „Gut 95 Prozent der Fälle lassen sich auf einfache Weise erklären, nur ein geringer Prozentsatz bleibt ungeklärt. Lediglich elf Fälle haben bei uns aktuell das Prädikat ‚GOOD UFO‘, also eine Sichtung mit wesentlichen anormalen Charakteristika, die eine natürliche Ursache auch unter extremen Umständen unwahrscheinlich erscheinen lassen.“ Natürliche Erklärungen seien meist Himmelslaternen, Ballone, Flugzeuge, Sterne, Meteore. Jede Meldung wird daher abgeglichen mit Daten wie Wetterlage, Flugverkehr, Sternhimmel an dem Sichtungsort. Vom Liebhaberverein zur „offiziellen“ Wissenschaft. Bei Franziska Wald vom Institut für Parapsychologie der Uni Freiburg steht an manchen Tagen das Beratungstelefon nicht still. 3000 Fälle werden dem Team jedes Jahr geschildert, neben Himmelsphänomenen sind das meist als Spuk wahrgenommene Erscheinungen: „Stark zugenommen haben Fotos, in denen beispielsweise Gestalten auftauchen.“ Vieles lässt sich schnell aufklären. So entpuppte sich eine von einer „Geisterstimme“ überlagerte WhatsApp-Sprachnachricht als gleichzeitiger Vi­brationsalarm. Gestaltwahrnehmung nennt die Psychologie das Phänomen, wenn etwa aus Geräuschen Stimmen erkannt werden und aus Schleiern auf dem Foto ein Gesicht. Psychologisch auffällig seien die Anrufer selten. „Jede Wahrnehmung ist eine persönliche Wirklichkeit“, sagt sie. „Wir nehmen daher jeden Anrufer ernst und fordern ihn auf, die Phänomene genau zu beobachten, um Zusammenhänge zu erkennen.“ Das gelte auch für „Spuk“. Eine Familie berichtete, in ihrem Haus würden sich immer wieder Türen öffnen. „Spontane wiederkehrende Psychokinese“ nennt die Parapsychologie das Phänomen. Anders als in Filmen ist solcher „Spuk“ nicht an Häuser, sondern an Personen gebunden. Wissenschaftliche Beweise fehlen. „Solche Ereignisse sind volatil, also flüchtig, und lassen sich nicht unter Laborbedingungen herstellen“, sagt Wald. Ausschließen will sie nichts. Auch bei psychosomatischen Erkrankungen wirke ja der Geist auf die Materie. Was da genau passiere, wisse man noch nicht. Das gelte auch für „seltsame“ Sichtungen. „Was ist eine Halluzination?“, sagt sie. „Der Begriff ist noch keine Erklärung, sondern nur eine Bezeichnung.“