Neuss.

In Neuss ist seit Mittwoch ein ganzes Krankenhaus lahmgelegt – ein Computervirus ist schuld. Im Lukaskrankenhaus sind alle Rechner heruntergefahren, Operationen werden verschoben, Zettel ersetzen E-Mails. Ein Mitarbeiter hatte einen verseuchten E-Mail-Anhang geöffnet, woraufhin sich eine Schadsoftware im System des Krankenhauses verbreitete. Sie verschlüsselte alle Daten, derer sie habhaft werden konnte.

Am Mittwochmorgen ist der Befall offenkundig geworden, als statt der gewohnten Arbeitsoberfläche plötzlich Lösegeldforderungen aufpoppten: Zahlen Sie, dann geben wir ihnen wieder Zugriff auf ihre Daten. Erst vor gut zwei Wochen hatte das Lukaskrankenhaus unter dem Stichwort „Visite 2.0“ seine neuen „iPad minis“ vorgestellt, mit denen Ärzte am Krankenbett Laborwerte oder Behandlungsverläufe abfragen können. „Wir können natürlich weiter Röntgenaufnahmen machen“, so Kliniksprecher Andreas Kremer, „aber man kann sich die Bilder derzeit nur lokal am Gerät anschauen. Wir arbeiten wie vor 15 Jahren im Handbetrieb.“

Ob es sich lohnt, auf die Forderungen der Erpresser einzugehen, ist umstritten. Während die Polizei in Neuss dazu rät, nicht zu zahlen, empfiehlt das FBI in den USA, den geforderten Betrag zu überweisen. Viele Schadprogramme können Daten so verschlüsseln, dass Experten sie nicht wiederherstellen könnten. In Neuss scheint das zu gelingen. Am Freitag sollten die Systeme testweise wieder hochfahren.