Berlin. Nach dem tödlichem Unfall in Berlin: Einer der beiden jungen Raser hat das Krankenhaus bereits verlassen. Beide sind nicht in Haft.

Nach dem illegalen Autorennen in Berlin mit einem Toten ermittelt die Berliner Polizei weiter die genauen Umstände des Unfalls. Dabei geht es um die Geschwindigkeiten der beiden Sportwagen und um den tödlichen Zusammenstoß.

Die beiden Raser im Alter von 26 und 24 Jahre hatten nach dem folgenschweren Unfall in der Nacht zu Montag noch selbst aus ihren Fahrzeugen aussteigen können. Einer von ihnen hat nach Angaben eines Polizeisprechers am Dienstag das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Gutachter müssten jetzt klären, wie schnell die beiden jungen Männer mit ihren Fahrzeugen, ein Mercedes AMG und ein Audi A6, wirklich unterwegs waren. Beide Fahrzeuge waren jeweils auf die Fahrer zugelassen. Zudem befragt die Polizei mehrere Zeugen. „Wir müssen vor allem prüfen, ob ihre Aussagen schlüssig sind“, sagt der Polizeisprecher. Den beiden Rasern droht jetzt eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung.

Die genaue Fahrtstrecke ist noch nicht bekannt

Nach Angaben eines Polizeisprechers werden derzeit auch Aussagen von Zeugen geprüft, wonach die beiden Raser sich mit ihren Fahrzeugen bereits vor dem Unfall an der Tauentzienstraße in anderen Straßenzügen ein Wettrennen geliefert haben sollen. Wo genau und welche Fahrtstrecke sie genommen haben konnte der Polizeisprecher am Abend noch nicht definitiv sagen. „Das ist Gegenstand der derzeitigen Ermittlungen und Überprüfungen.“

Berlins Innensenator Frank Henkel forderte harte Strafen für die beiden. Zudem müsse man über eine PS-Obergrenze für Fahranfänger nachdenken. Einer der Männer hatte seinen Führerschein demnach erst seit 2014.

Die gesperrte Tauentzienstraße am Tag danach.
Die gesperrte Tauentzienstraße am Tag danach. © dpa | Britta Pedersen

Gedenken vor dem KaDeWe

Die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ veranstaltete am Dienstag am Unfallort in der City West um 18.30 Uhr ein Sit-In. Die Initiatoren, die sich für ein fahrradfreundliches Berlin einsetzen, fordern mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.

Illegale Autorennen seien auf dem Tauentzien und dem Kurfürstendamm seit langem bekannt. Innensenator Frank Henkel (CDU), Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsident Klaus Kandt „schauen offenbar tatenlos zu“, hieß es in einer Mitteilung der Aktivisten. In Berlin und anderen deutschen Städten steige die Zahl illegaler Autorennen. Die Raser missachteten rote Ampeln, würden nur durch wenige „Blitzer“ gestört und nähmen bei Mutproben den Tod Unschuldiger in Kauf.

„Eine kleine Minderheit asozialer Autofahrer weiß, dass ihr Treiben unerkannt bleibt und die volle Härte des Gesetzes ausbleibt“, sagt Heinrich Strößenreuther. Mitglied der Initiative „Clevere Städte“ und Initiator des Volksentscheids Fahrrad. „Es hätte jeden treffen können: Autofahrer, Fußgänger, Rad- oder Motorradfahrer.“

Bürgerinitiative forder mehr Polizeipräsenz

Strößenreuther fordert deshalb mehr Polizeipräsenz auf der Straße. Auch Radarkontrollen könnten Rennen verhindern helfen, weil die Fahrer Täter erfasst und abgeschreckt werden würden. Sein Hauptanliegen gilt der Einführung von der Fahrbahn baulich abgetrennten Fahrradstraßen. Aber nur die konsequente Strafverfolgung könne auf Dauer weitere Opfer wie im Fall des verstorbenen 69-Jährigen verhindern.Ab 18.35 Uhr blockierten rund 30 Radfahrer den Tauentzien, um für mehr Schutz gegen die Gefahren des Autoverkehrs zu demonstrieren.

Bei einem illegalen Autorennen nahe dem Kurfürstendamm war ein unbeteiligte Autofahrer getötet worden. Die beiden Fahrer der rasenden Sportwagen und eine Beifahrerin wurden bei dem Unfall in der Nacht zu Montag verletzt. Bei dem Rennen überfuhren sie mehrere rote Ampeln. An der Tauentzienstraße stieß einer der Sportwagen dann mit einem Geländewagen zusammen. Dessen 69 Jahre alter Fahrer starb noch am Unfallort. Die Raser sollen mit mehr als 100 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein. Beide Fahrer seien wegen anderer Straftaten „polizeibekannt“, sagte ein Polizeisprecher.

Polizeigewerkschafter Bodo Pfalzgraf: „Autos beschlagnahmen“

Der Berliner Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Bodo Pfalzgraf, forderte, man müsse „diese Menschen zu Fußgängern machen und auch ihre Autos beschlagnahmen“. Mit der Methode „Führerschein weg, Fahrzeug weg“ werde das Problem zwar nicht endgültig gelöst, es sei aber ein zwingend nötiger Schritt.

Am Kudamm und am Tauentzien gibt es immer wieder verbotene Autorennen. Zudem fallen auch Fahrer von Sportwagen auf, die tagsüber mit ohrenbetäubendem Lärm demonstrativ auf und ab fahren. Ein Problem sind diese Rennen in vielen Städten und ländlichen Gebieten Deutschlands. Mehrere Menschen starben allein in Köln im vergangenen Jahr bei schweren Unfällen durch die Raserei. (mim mit dpa)