Berlin . Zwei junge Sportwagenfahrer rasen mit mehr als 100 Stundenkilometern durch das Zentrum Berlins

Stunden nach einem illegalen Autorennen mit tödlichen Folgen am Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe lässt sich die Wucht des Aufpralls immer noch erkennen. Ein umgestürzter Ampelmast, eine zerstörte Autobatterie und ein abgerissener Schuh liegen am Montagmorgen zwischen Autotrümmern auf dem Asphalt. Begrenzungssteine sind zersplittert. Auf Dutzenden Metern hat die Feuerwehr ausgelaufenes Öl und Benzin mit Sand bedeckt.

Zwei junge Sportwagenfahrer lieferten sich in der Nacht ein Rennen über den Kudamm – ein unbeteiligter älterer Mann in einem Geländewagen starb, als sein Auto gerammt wurde. Die beiden Fahrer und eine Beifahrerin wurden schwer verletzt.

Den Unfallhergang rekonstruierte die Polizei durch Zeugenaussagen. Demnach rasten der 26-jährige Audi-Fahrer und der 24-jährige Mercedes-Fahrer kurz vor ein Uhr nebeneinander über den mehrspurigen Einkaufsboulevard Richtung Osten. Dabei überfuhren sie einige rote Ampeln. Auf einer Kreuzung zwischen Gedächtniskirche und KaDeWe knallte einer der Sportwagen in einen kleineren Geländewagen. Dessen 69 Jahre alter Fahrer starb noch am Unfallort.

Die Sportwagen waren Zeugenberichten zufolge sehr schnell, möglicherweise weit schneller als 100 Stundenkilometer. Der Geländewagen wurde durch die Wucht des Aufpralls viele Meter über die Straße geschleudert und blieb dann auf der Seite liegen. Der zweite Sportwagen-Fahrer konnte noch ausweichen, prallte aber von einer kleinen Begrenzungsmauer ab und wurde durch die Luft auf den Gehweg in der Mitte des Boulevards geschleudert.

Beide Fahrer seien wegen anderer Straftaten „polizeibekannt“, sagte ein Sprecher. Informationen, wonach sie zu einer kriminellen Großfamilie gehören sollen, wollte er nicht bestätigen, sagte aber: „Diese Profilierungsfahrten werden von einem bestimmten Personenkreis durchgeführt.“

In Berlin ist der 69-Jährige das erste Todesopfer eines illegalen Autorennens in den vergangenen Jahren. In vielen anderen deutschen Städten und ländlichen Gebieten wurden zuletzt unbeteiligte Menschen schwer verletzt oder getötet. 2015 starben allein in Köln drei Menschen, zwei Radfahrer und ein Taxifahrgast. In Ludwigshafen kam eine Mitfahrerin ums Leben, in Leverkusen und Karlsruhe wurden Menschen schwer verletzt.

Die Fahrer gehören oft zur sogenannten Tuningszene. In Köln spricht die Polizei von 200 jungen Männern. Verbotene Rennen ergeben sich zufällig beim Warten an Ampeln oder nach gezielten Verabredungen. Die Fahrer wollen imponieren: den Mädchen auf dem Beifahrersitz, den Menschen vor Kneipen und Cafés auf dem Innenstadtring und den Betrachtern ihrer Videos im Internet.

André Bresges, Professor für Didaktik, der die Raserszene untersuchte, sprach von „fehlendem Respekt für das Leben“.