Bisher ging man davon aus, dass solche Berechnungen erst ab dem 14. Jahrhundert verwendet wurden

Schon im alten Babylon nutzen Astronomen die Geometrie, um den Lauf der Himmelskörper zu bestimmen - das beweist der Fund einer uralten Tontafel. Über das Ergebnis der Analyse berichtet der Wissenschaftshistoriker Mathieu Ossendrijver von der Berliner Humboldt-Universität im Fachmagazin „Science“.

Demnach berechneten sie zumindest die Bewegung des Jupiters entlang seiner Bahn auf diese Weise. Zuvor war man davon ausgegangen, dass es Berechnungen dieser Art erst im 14. Jahrhundert gab und die Astronomen im alten Orient nur arithmetisch rechneten, wie Ossendrijver in seinem Fachartikel schreibt.

Tontafeln aus der Zeit von 350 bis 50 vor Christus

Der Wissenschaftler analysierte drei bereits bekannte und zwei bisher unveröffentlichte Keilschrifttafeln aus dem British Museum in London. Die untersuchten Tontafeln stammen demnach aus der Zeit zwischen 350 und 50 vor Christus.

Zwar enthalte keine der Tafeln Zeichnungen, erklärte Ossendrijver, der auch am Berliner Exzellenzcluster Topoi forscht. Aus den Texten gehe aber hervor, dass die Figur, deren Fläche berechnet werde, ein Trapez sei. Dass sie jetzt neu interpretiert wurden, liegt demnach am Fund einer fünften und bisher unveröffentlichten Tafel, durch die sich die bisher als undeutbar geltenden Tafeln entschlüsseln ließen.

„Die Neuinterpretation zeigt, dass die babylonischen Astronomen zumindest gelegentlich auch geometrische Rechenmethoden anwandten“, erklärte Ossendrijver. Auf allen fünf Tafeln wird die tägliche Positionsveränderung des Jupiters entlang seiner Bahn beschrieben. Ähnliche Berechnungen hatten später europäische Gelehrte genutzt. „Sie wurden jedoch mindestens vierzehn Jahrhunderte früher durchgeführt“, so der Wissenschaftler. (dpa)