Berlin. WHO spricht von bis zu vier Millionen Infektionen. Behörde prüft Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstandes

Bei einer Frau aus Köln ist das Zika-Virus festgestellt worden. Das teilte das Gesundheitsamt der Stadt Köln gestern mit. Sie hatte sich auf einer Reise in Haiti angesteckt. Zurzeit werde sie in einer Spezialklinik in Hamburg behandelt. Es ist der zweite Fall, der in diesem Jahr in Deutschland bekannt geworden ist. Das Virus grassiert derzeit in Südamerika und steht im Verdacht, ungeborene Kinder zu schädigen.

Die Fehlbildungen sind so schwerwiegend, dass diese Kinder ihr Leben lang behindert sein werden. Das Zika-Virus, das nach jetziger Kenntnis durch Mückenstiche übertragen wird, breite sich nahezu explosionsartig aus, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auf dem amerikanischen Kontinent könnten bis zu vier Millionen Menschen infiziert werden. Auch eine weltweite Ausbreitung sei nicht ausgeschlossen, so die Weltgesundheitsorganisation.

WHO empfiehlt allen Staaten dringende Maßnahmen zur Vorbeugung

In Brasilien gebe es bereits 1,5 Millionen Infektionen. Montag will die WHO entscheiden, ob ein weltweiter Gesundheitsnotstand ausgerufen werden muss. „Wir sind ex­trem alarmiert“, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Donnerstag in Genf. Im Fall eines weltweiten Gesundheitsnotstands würde die WHO für alle Staaten dringende Maßnahmen zur Vorbeugung von Ansteckungen empfehlen. Dazu können Vorsichtsmaßnahmen bei Reisen gehören. Die Organisation betonte jedoch, es bestehe kein Grund zur Panik. „Zika ist nicht Ebola“, sagte der zuständige WHO-Direktor und Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten, Marcos Espinal.

Viele Zika-Infektionen bleiben unbemerkt. Wer an dem Virus erkrankt, leidet oft unter Symptomen, die einer Erkältung ähneln. Dies sei keineswegs lebensbedrohlich, erläuterten Experten der WHO.

Schwangere Frauen in den betroffenen Regionen sollten bis zur Entbindung unter medizinische Beobachtung gestellt werden, wenn sie über Symptome wie Hautausschlag klagen.

Die Lufthansa bietet schwangeren Frauen, die einen Flug in vom Zika-Virus betroffene Länder gebucht haben, kostenlose Umbuchungen an. Das Angebot gelte für schwangere Frauen und ihre Begleitung, die bis zum 31. März nach Mittel- und Südamerika oder in die Karibik fliegen wollen. British Airways und einige US-Fluglinien haben ähnliche Maßnahmen ergriffen.

Keine Zeichen, dass Mücken in Deutschland das Virus übertragen

Die gefürchtete Mikrozephalie führe bei Neugeborenen zu schwerster geistiger Behinderung, so der Epidemiologe Roberto Medronho von der Universität in Rio de Janeiro. Er vergleicht die Lage mit den Folgen des Contergan-Skandals in den 60er-Jahren. Deutsche Wissenschaftler versuchen zu beruhigen. Es gebe „derzeit keinerlei Anzeichen dafür, dass es zukünftig zu einer Übertragung von Zika-Viren über angesiedelte Moskitos in Deutschland kommen wird“, erklärte Christian Drosten von der Universität Bonn. Die Mückenart Aedes aegypti komme in Deutschland derzeit nicht vor.