Genf. Allein in Brasilien könnten sich 1,5 Millionen Menschen mit dem Erreger anstecken. Bisher sei er in insgesamt 23 Regionen Amerikas aufgetreten.

Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) rechnet mit einer schnellen Ausbreitung des Zika-Virus in Süd- und Nord-Amerika. Er erwarte zwischen drei und vier Millionen Infizierte, sagte der WHO-Virus-Experte Marcos Espinal am Donnerstag in Genf. Allein in Brasilien könnten sich 1,5 Millionen Menschen mit dem Erreger anstecken. Bisher sei er in insgesamt 23 Regionen Amerikas aufgetreten. Das Virus gilt vor allem für Schwangere als gefährlich, da es im Verdacht steht, Missbildungen bei Neugeborenen zu verursachen. Die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sagte, die Epidemie habe ein „alarmierendes Ausmaß“ angenommen. Die WHO setze daher eine Sonder-Arbeitsgruppe für den Kampf gegen Zika ein.

Zika gilt als Verwandter des weit verbreiteten Dengue-Fiebers. Symptome sind leichtes Fieber, rote Augen und Ausschlag. Aber 80 Prozent der Infizierten haben überhaupt keine Symptome. Gegen Zika gibt es keine Impfung und auch keine Behandlung.

Das brasilianische Gesundheitsministerium sieht eine Verbindung zu einer besonderen Form von Missbildungen bei Neugeborenen, die mit viel zu kleinen Händen zur Welt kommen. WHO-Generaldirektorin Chan sagte, der Zusammenhang sei zwar noch nicht wissenschaftlich bewiesen, es gebe jedoch einen starken Verdacht. Brasilien hat fast 4000 Fälle solcher Missbildungen an die WHO gemeldet. Das ist 30-mal mehr als etwa im Jahr 2010.

Ausrufung des Notstands wird geprüft

Angesichts der „explosionsartigen“ Verbreitung des Zika-Virus in Lateinamerika erwägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstands. Dazu sei für kommenden Montag eine dringliche Beratung internationaler Virusexperten einberufen worden, teilte WChan am Donnerstag weiter mit.

Im Fall der Ausrufung eines weltweiten Gesundheitsnotfalls würde die WHO für alle Staaten dringende Maßnahmen zur Vorbeugung von Ansteckungen sowie zur Eindämmung des Erregers empfehlen. Dazu können Vorsichtsmaßnahmen bei Reisen gehören.

Zuletzt waren nach der Ausrufung eines Gesundheitsnotstands wegen der Ebola-Epidemie in Westafrika ab Mai 2015 besondere Vorkehrungen für Flugreisen vorgeschrieben worden. Passagiere wurden auf Symptome einer Infektion mit dem hochansteckenden Ebola-Virus untersucht.

Die WHO betonte jedoch, es bestehe kein Grund für Angst oder gar Panik. „Zika ist nicht Ebola“, sagte der zuständige WHO-Direktor und Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten, Marcos Espinal. Die Krankheit werde bekanntermaßen durch bestimmte Stechmücken verbreitet. Der Kampf gegen die Überträger sei daher entscheidend. Brasilien habe dabei bereits gute Fortschritte gemacht.