London.

Phil Collins liefert rund um seinen 65. Geburtstag heiß ersehnten Stoff - für seine Fans. Und erst mal wirklich nur für die. Denn wer einfach nur die Musik des Briten mag, wird sich kaum neu überarbeitete, sonst bekannte Platten mit wenig neuem Material zulegen. Ein echtes neues Album dürfte es aber auch bald geben. „Ich bin nicht mehr offiziell im Ruhestand“: diese Ankündigung im „Rolling Stone“ ließ im Oktober die Musikwelt aufhorchen. Demnach arbeitet der frühere Genesis-Frontmann an einem Soloalbum, will wieder auf Tour gehen und liebäugelt auch mit einer Genesis-Wiedervereinigung mit Peter Gabriel.

Das hatten viele Fans nicht mehr zu hoffen gewagt. Der Musiker, der am Sonnabend (30.1.) 65 Jahre alt wird, hat schwere gesundheitliche Probleme. Erst im Herbst wurde er am Rücken operiert, ein Ohr ist so gut wie taub, ein Nervenschaden machte es für den Schlagzeuger unmöglich, die Schlägel zu halten. Darüber spricht er inzwischen genau so offen wie über die Folgen seines übermäßigen Alkoholkonsums. „Das hat mich fast umgebracht“, sagte er dem „Rolling Stone“.

Vor fünf Jahren dachte Collins noch nicht an ein Comeback

Lange hatte Collins gar nicht danach geklungen, als käme ein Comeback infrage. 2010 veröffentlichte er das Coveralbum „Going Back“, eigene Musik zuletzt mit „Testify“ 2002. Er würde sich gern komplett selbst aus dem Drehbuch streichen, sagte er kurz nach seinem 60. Geburtstag dem „FHM“-Magazin. „Ich glaube nicht, dass mich jemand vermissen wird.“

Da lag er falsch. Denn Collins gehört - bei aller Kritik - zu den ganz Großen im Showgeschäft. Die Bilanz bisher: Mit Genesis und solo insgesamt wohl deutlich mehr als 250 Millionen verkaufte Platten, viele Nummer-eins-Hits, sieben Grammys und sogar ein Oscar für die Musik zum Disney-Film „Tarzan“. „In The Air Tonight“, „I Can't Dance“, „Another Day in Paradise“, „Invisible Touch“, „No Son Of Mine“ oder „A Groovy Kind of Love“ sind weltbekannte Ohrwürmer.

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Dabei ist Collins von Haus aus Schlagzeuger, und die werden nicht so oft zu Superstars. Schon im Kindergartenalter bekam er die erste Trommel. Früh liebäugelte der Junge aus der Londoner Vorstadt auch mit der Schauspielerei und ergatterte als Teenager im Musical „Oliver!“ eine Hauptrolle. Mit Flaming Youth nahm er, inzwischen 18-jährig, ein erstes Album auf. Dann zerbrach die Band. Zu seinem Glück suchte Genesis gerade einen neuen Schlagzeuger.

Als Leadsänger Peter Gabriel fünf Jahre später eigene Wege ging, rückte Collins nach. Mit Genesis einerseits, als Solokünstler andererseits wurde der Engländer zum Weltstar - und zwar einem, der sich viel Kritik gefallen lassen musste. Zu seicht, zu poppig, zu anbiedernd sei seine Musik, heißt es bis heute immer wieder. Collins weiß das. Und er kann damit umgehen, wie er in einem Interview einmal sagte: „Es ist nicht ausdrücklich innovativ, es gefällt nicht unbedingt dem intellektuellen Journalismus, aber normalen Menschen gefällt es.“

Massentauglich war auch sein spektakulärer Doppelauftritt bei den von Musiker-Kollege Bob Geldof initiierten „Live Aid“-Konzerten im Juli 1985. Collins spielte zuerst in London, flog dann mit der Concorde nach Philadelphia, um auch dort auf der Bühne zu stehen. Knapp zwei Milliarden Menschen sahen zu.

Erfolgreich im Beruf, chaotisch im Privatleben

Im Gegensatz zu seinem gigantischen Erfolg im Musikgeschäft stand ein chaotisches Privatleben. Drei Ehen brachten vier Kinder hervor, zerbrachen aber alle. 2008 ließ seine dritte Frau ihn in der Schweiz zurück und ging mit den beiden kleinen Söhnen nach Miami. „Dadurch hatte ich viel Zeit, darüber nachzudenken, was passiert ist“, erklärte Collins in seinem Comeback-Interview. Demnach wohnt er seit dem vergangenen Jahr ebenfalls in Miami, nahe bei den beiden Jungs.

Was bewegte ihn dazu, ein neues Album anzukündigen? Die beiden Söhne wollten sehen, was der Vater mache, sagte er dem „Rolling Stone“. Im „Telegraph“ lieferte der Engländer noch eine andere Erklärung: „Ich habe viele Leute getroffen die sagten, "Du solltest es tun!". Man kann mir leicht schmeicheln.“ Seine Stimme sei nicht gebrochen, „das ist das wichtigste.“