Atlanta. Genau wie beim Menschen vermittle das oft Kuschelhormon genannte Oxytocin das mitfühlende Verhalten der Nager

Präriewühlmäuse kümmern sich um ihre Freunde: Mit einer Extraportion Fellpflege besänftigen sie Freunde und Verwandte, die gerade eine schlechte Erfahrung gemacht haben, berichten Forscher aus den USA und den Niederlanden im Fachjournal „Science“. Genau wie beim Menschen vermittle das oft Kuschelhormon genannte Oxytocin das mitfühlende Verhalten der Nager. Menschen beginnen etwa ab dem zweiten Lebensjahr, andere zu trösten, heißt es in der Studie. Bisher sei ein vergleichbares Verhalten nur bei wenigen Tieren festgestellt worden, alle mit recht weit entwickelten kognitiven Fähigkeiten: bei Menschenaffen, Hunden, Elefanten und Rabenvögeln. „Wissenschaftler haben Tieren bisher nur zögerlich Empathie zugestanden und solchen Verhaltensweisen eher egoistische Motive unterstellt“, sagt der Verhaltensforscher Frans de Waal, Mitautor der Studie.

Das oft Kuschelhormon genannteOxytocin wirkt auch bei Tieren

Erstautor James Burkett von der Emory University in Atlanta (US-Staat Georgia) und seine Mitarbeiter untersuchten empathisches Verhalten an Präriewühlmäusen (Microtus ochrogaster) im Labor. Die Forscher trennten vorübergehend zwei Tiere voneinander. Eines bekam während der Isolation schwache Stromstöße verabreicht. Dann wurden die beiden Nager wieder vereint. Das verstörte Tier wurde daraufhin von seinem Artgenossen durch Ablecken und Fellpflege getröstet. Sein Kummer ließ in der Folge nach. Nah verwandte Wiesenwühlmäuse (Microtus pennsylvanicus) trösteten ihre Artgenossen im gleichen Versuch nicht. Anders als die Präriewühlmaus geht diese Art keine engen sozialen Bindungen ein.

Als Nächstes blockierten die Forscher bei den Tieren den Rezeptor für das Hormon Oxytocin im Gehirn. Daraufhin war es mit dem fürsorglichen Verhalten vorbei. Beim Menschen wird der Oxytocin-Rezeptor unter anderem mit Empathie und der Wahrnehmung von Emotionen in Verbindung gebracht. Viele psychische Erkrankungen des Menschen gehen mit dem Unvermögen einher, Gefühle anderer zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren, schreiben die Wissenschaftler. Die genauere Untersuchung des Oxytocin-abhängigen Trostverhaltens bei den Präriewühlmäusen führe möglicherweise zu einem besseren Verständnis dieser Erkrankungen.