London. 400 Unternehmen untersucht, 60.000 Mitarbeiter befragt. Der Geheimdienst der Königin ist Vorbild – und eine weitere Institution.

Eine britische Schwulen- und Lesbenorganisation hat den Geheimdienst MI5 zum „Arbeitgeber des Jahres“ ernannt. Die Schlapphüte schafften es bei der diesjährigen Wahl der Organisation Stonewall, die sich für die Rechte sexueller Minderheiten einsetzt, von 400 untersuchten Unternehmen auf Platz eins. Die Rangliste, die veröffentlicht wurde, umfasst die 100 bestplatzierten Arbeitgeber.

Der MI5 habe „fantastische Schritte“ in einer Personalpolitik gemacht, die alle Gruppen mit einschließe, sagte die Stonewall-Vorsitzende Ruth Hunt am Dienstag. Bei der Wahl seien rund 60.000 Mitarbeiter der Unternehmen interviewt worden, hieß es.

Die Wahl ist ein bestes Beispiel dafür, wie die Zeiten sich ändern. Denn noch bis 1990 hatten die Geheimdienstler Schwule und Lesben aus ihrem Dienst ferngehalten - aus Angst, erpressbar zu sein, wie die Zeitung „Independent„ schreibt. Der MI6 landete lediglich auf Platz 36.

"Vielfalt ist lebenswichtig für den MI5"

Die MI5-Führung freut sich offenbar über die Auszeichnung. Stonewall zitiert Geheimdienst-Chef Andrew Parker mit den Worten: „Vielfalt ist lebenswichtig für den MI5.“ Schließlich sei man „auf die talentiertesten Menschen angewiesen, wer immer sie sind“, fügte er hinzu. Eine Sprecherin des Londoner Home Office wollte sich auf Anfrage zwar nicht selbst zur Wahl äußeren, bestätigte aber die Äußerungen Parkers. Im vergangenen Jahr belegte der MI5 noch den siebten Platz.

Ebenfalls gut abgeschnitten hat im diesjährigen Ranking die Lloyds Banking Group. Sie landete auf dem zweiten Platz, gefolgt vom Regionalparlament von Wales.

Ein offener Umgang mit Homosexualität? Im Militär war das lange Zeit nicht möglich. Doch die diesjährige Wahl beweist: Auch die Royal Navy ist als Arbeitgeber wesentlich toleranter geworden und wurde von den Teilnehmern der Stonewall-Studie auf den zehnten Platz gewählt.