Berlin. Heute startet die 10. Folge von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“. Ein Überblick über die Kandidaten und Neuerungen der Show.
Das Dschungelcamp geht in die nächste Runde! Die am besten laufende TV-Show in Deutschland nach dem Aus von „Wetten, dass..?“ feiert Jubiläum. Am Freitag startet die zehnte Staffel von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“. Zwölf Kandidaten schickt RTL dann in den australischen Dschungel. Das ist nicht die einzige Neuerung, die sich die Kölner haben einfallen lassen. Und die sind angeblich vom Erfolg des Formats überrascht.
„Nach der ersten Staffel konnten wir uns durchaus vorstellen, noch ein paar Mal Promis in den Dschungel zu schicken. An zehn Staffeln hat freilich niemand gedacht“, sagt Markus Küttner, Bereichsleiter Comedy & Real Life bei RTL. Schon bei der Premiere 2004 seien die Verantwortlichen sehr vom Erfolg der Sendung überrascht gewesen. „Dass die Show so durch die Decke gehen würde, war nicht abzusehen.“
Anders sieht es Fernsehforscherin Joan Kristin Bleicher von der Uni Hamburg: Der Erfolg der ersten Staffel habe schon nahegelegt, dass die Sendung langfristig gut laufen wird. Sie kombiniere ganz verschiedene Elemente miteinander - Exotik, interessante Figuren, Comedy-Elemente, Provokationen. Das hat Unterhaltungswert. Und das inzwischen alljährlich wiederkehrende Ritual bindet Zuschauer.
Dschungelcamp-Historie
Neun Staffeln von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ hat RTL schon gesendet. Vieles wiederholt sich, hängen bleibt das Außergewöhnliche. Eine Dschungelcamp-Historie:
D wie Debüt - Als das Dschungelcamp 2004 für die Zuschauer in Deutschland in die erste Runde geht, ist der Aufschrei groß. Ekelprüfungen und der latente Voyeurismus stoßen Kritikern auf. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt sogar wegen Tierquälerei und Körperverletzung. Feuilletonisten arbeiten sich an der Show ab, die - wie zum Trotz - im Schnitt rund 7 Millionen Menschen sehen. Eine Quote von fast einem Drittel ist der Anfang der Erfolgsgeschichte.
S wie „Schluck es runter“ - Selbst der Befehlston bringt der späteren Dschungelkönigin Désirée Nick nichts: In einer gemeinsamen Essensprüfung mit Nadja abd el Farrag faucht sie die Moderatorin und Sängerin zwar an - doch die würgt und verspielt einen Stern. Die können - mal vom Publikum, mal von den anderen Teilnehmern - ausgewählte Stars in jeder Folge erspielen, um dafür zusätzliche Essensrationen wie Früchte oder Fleisch für die Gruppe zu bekommen.
C wie Castingstars - Mit Sänger Ross Anthony siegt in der dritten Staffel der Kandidat einer Castingshow. Damit steht er beispielhaft für die zahlreichen Teilnehmer von publikumswirksamen Musiker-, Model- und Musen-Suchen - oder wie man die Damenwahl des „Bachelors“ auch bezeichnen will -, die eine zweite Karrierechance in Australien bekommen. Anthony ist auch nicht der einzige aus dieser Riege, der die Konkurrenz aussticht: Ex-„Bachelor“-Kandidatin Melanie Müller und Ex-„DSDS“-Kandidat Joey Heindle folgen Jahre später auf dem Thron.
H wie Hüllen - Bei einer Rund-um-die-Uhr-Überwachung lässt jeder Camper zwangsläufig einmal die Hüllen fallen. Die einen - mehr oder weniger absichtlich und in Szene gesetzt - beim Baden im campeigenen Teich oder unterm Mini-Wasserfall. Andere eher im übertragenen Sinne beim heimeligen Plausch am Lagerfeuer. In Staffel vier ist es die Schauspielerin und spätere Staffelsiegerin Ingrid van Bergen, die ganz offen über den Totschlag an ihrem Mann redet. Es sind solche Szenen, in denen die Camper die ganzen Kameras zu vergessen scheinen und aus dem Nähkästchen plaudern, die viele Fans faszinieren
U wie Unbill – Es wirkt wie eine Gruppenverschwörung gegen Model Sarah Knappik: Nach heftiger Diskussion über eine angeblich inszenierte Liebesgeschichte für die im Blätterwald mehr schlecht als recht versteckten Kameras fordern fünf der Urwaldbewohner, die junge Blonde soll das Camp verlassen. Schauspieler Mathieu Carrière fleht sie gar auf Knien an. Tags drauf packt sie tatsächlich ihre Sachen und verlässt Staffel fünf auf eigenen Wunsch.
N wie Nass - Dauerregen setzt das Camp in der sechsten Staffel so sehr unter Wasser wie bei keinem anderen Mal. Der kleine idyllische Bach flutet zwischenzeitlich die Lagerstätte der eingeflogenen C-Prominenz. Immer mal wieder steht sogar eine Evakuierung im Raum.
G wie Gaskocher - Zum ersten Mal müssen sich die Camper in der siebten Staffel nicht um das Lagerfeuer kümmern und es 24 Stunden am Tag am Brennen halten - inklusive Holzsammeln und Nachtwachen im Duett, die in mancher Staffel zu intimen Vier-Augen-Gesprächen führten. Wegen Hitze, Trockenheit und Waldbrandgefahr lodern keine Flammen, stattdessen brutzeln die Promis Reis und Bohnen auf einem Gaskocher. Nach dem Tod von Dirk Bach startet zudem Daniel Hartwich in der siebten Staffel als Moderator an der Seite von Sonja Zietlow.
E wie Entscheidungswirrwarr - Als einer von vielen rief Schlagerstar Michael Wendler „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ - der Satz, mit dem die Promis ihre Zeit im Dschungeldickicht vorzeitig abbrechen können. Doch als erster machte der Wendler in der achten Staffel die Kehrtwende und wollte wieder ins Camp. RTL ignorierte das Flehen.
L wie Langeweile - Die jüngste Staffel rund um „Buchstabenfee“ Maren Gilzer geriet wegen des Kuschelkurses unter den Teilnehmern in die Kritik. Die „B.Z.“ stellte sogar die tägliche Berichterstattung über die Sendung ein. Wäre Moderator Walter Freiwald nicht auf Krawall gebürstet gewesen, hätte der eine oder andere Camper die Zeit im Dschungel wohl glatt auf seiner Pritsche verschlafen.
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Laut einer Befragung durch die RTL-Vermarktungsgesellschaft IP Deutschland haben bei der vergangenen Staffel 45 Prozent jede oder fast jede Folge gesehen. Neben diesen sogenannten Heavy-Sehern gab ein Viertel der Befragten an, ungefähr die Hälfte oder mehr Folgen gesehen zu haben. Eine derart hohe Zuschauerbindung ist natürlich auch für Werbetreibende interessant. So schreibt IP in der Analyse für einen Internetdienstleister, das Engagement 2015 sei für die Marke aus Werbewirkungs-Gesichtspunkten ein voller Erfolg gewesen.
In diesem Jahr hängt sich eine Reise-Suchmaschine aus Dänemark an den Erfolg der Show - im Fernsehen wie im Internet. Über die Höhe des Sponsorings und damit über den Marktwert des Dschungelcamps schweigt RTL. Wissenschaftlerin Bleicher sieht für Unternehmen vor allem bei Produktplatzierungen während der Live-Sendungen gute Chancen, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhaschen. „Ansonsten interessieren sich die Zuschauer eher für die Sendung als für die Unternehmen, die das sponsern“, ist sie überzeugt. Es profitiere vor allem der Sender.
Die Kandidaten
Das sind die Teilnehmer im Dschungelcamp 2016
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„Gerade bei den Stars hingegen ist es zu beobachten, dass der Erfolg bei vielen doch ausbleibt“, meint Bleicher. Dieses Mal zählen Sänger Gunter Gabriel (73), Schauspielerin Jenny Elvers (43), Fußballtrainer Thorsten Legat (47) und TV-Anwältin Helena Fürst (41) zu den Teilnehmern. Wieder mit dabei ist auch die Dschungelkönigin von 2012, Hollywood-Star Brigitte Nielsen. Die 52-Jährige hat sich im Sommer den erneuten Einzug ins Pritschenlager erkämpft.
Sie sollen es reißen. Denn die Vorgängerstaffel galt vielen als zu langweilig. Die Zuschauerzahl (ab 3 Jahren) sackte von knapp 8 Millionen im Jahr 2014 auf 6,8. Dennoch lag der Marktanteil in der so wichtigen Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen bei 35,9 Prozent - und damit deutlich über dem RTL-Jahresschnitt von 12,2 Prozent.
Trotzdem sagte auch Moderatorin Sonja Zietlow jüngst in der „TV Movie“ über die Teilnehmer der neunten Staffel: „Ja, die haben schon Arbeitsverweigerung gemacht.“ RTL-Bereichsleiter Küttner hätte sich auch „mehr Leben im Camp gewünscht“ - rechtfertigt aber: „Wir bleiben uns auf jeden Fall treu und erzählen die Dinge so, wie sie stattfinden im Camp.“ Bei der Promi-Mischung hätten sie mal mehr, mal weniger Glück. „Das Risiko muss man bei so einem Format eingehen.“
Dschungelcamp-Kandidatin Jenny Elvers
Das ist die Schauspielerin Jenny Elvers
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Waren die Schreie vor zwölf Jahren noch laut - vor allem wegen der Ekelprüfungen wie servierten Känguruhoden und Bädern in wuselnden Kakerlaken oder Aalschleim, sind die meisten Kritiker inzwischen verstummt. Feuilletonisten haben sich abgearbeitet, das Format hat sich als couch-potato-freundliche Abendunterhaltung etabliert.
Um wieder mehr Schwung reinzubringen, hat sich RTL für die Besatzung der Jubiläumsausgabe ein paar neue Aufgaben ausgedacht. Los ging es schon damit, dass die Promis einzeln anreisen und ohne Schampus und Luxusjacht auskommen mussten. Aber auch im Dschungel werden sie wohl Neues erleben. Natürlich schweigt der Sender auch dazu. Schließlich sollen die Kandidaten genauso überrascht werden wie das Publikum.
Die Staffeln im Quoten-Vergleich:
9. Staffel: 16.1. bis 31.1.2015: rund 6,8 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönig: Ex-„Glücksrad“-Buchstabenfee MAREN GILZER
- 8. Staffel: 17.1. bis 1.2.2014, rund 8,0 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönigin: Ex-„Bachelor“-Kandidatin MELANIE MÜLLER
- 7. Staffel: 11.1. bis 26.1.2013, rund 7,5 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönig: Ex-„DSDS“-Kandidat JOEY HEINDLE
- 6. Staffel: 13.1. bis 28.1.2012, rund 6,7 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönigin: Schauspielerin BRIGITTE NIELSEN.
- 5. Staffel: 14.1. bis 29.1.2011, rund 7,7 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönig: Moderator PEER KUSMAGK.
- 4. Staffel: 09.1. bis 24.1.2009, rund 5,8 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönigin: Schauspielerin INGRID VAN BERGEN.
- 3. Staffel: 11.1. bis 26.1. 2008, rund 4,9 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönig: Sänger ROSS ANTONY.
- 2. Staffel: 23.10. bis 6.11.2004, rund 5,5 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönigin: Comedy-Lady DÉSIRÉE NICK.
- 1. Staffel: 09.1. bis 20.1.2004, rund 7,0 Millionen Zuschauer im Schnitt, Dschungelkönig: Schlagersänger COSTA CORDALIS